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Neue Westfälische (Bielefeld): Hungersnot in Afrika und die Spendenkonzerne

Archivmeldung vom 30.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In den Konzernzentralen der Mitleidsindustrie dürften derzeit die Sektkorken knallen. Endlich kann man der Öffentlichkeit wieder frische Fotos von hungernden schwarzen Kindern in Afrika zeigen, die mit großen Augen um Hilfe bitten. Diese Fotos sind herzzerreißend. Genau deshalb setzen alle Spendensammler auf ihre Wirkung. Sie werden unfehlbar die Konten von UNICEF und Co. füllen.

Dabei sind die in vielen Fällen schon bestens gefüllt. Beispiel UNICEF-Deutschland: Die Bilanz des Unternehmens weist für 2010 einen Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten von 37,1 Millionen Euro aus. Bei Spendeneinnahmen von 92,5 Millionen Euro ist es kein Wunder, dass man dort offenbar nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld. Um das hereinzubekommen, wurde einiges investiert: Sechs Millionen Euro sind bei UNICEF 2010 für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung ausgegeben worden. Dafür hat bis Juni 2010 Regine Stachelhaus als tüchtige Geschäftsführerin mit Bezügen von 120.000 Euro pro Jahr gesorgt. Dann hat sie den Job gewechselt und ist Vorstandsmitglied bei dem bekannten Konzern Eon AG geworden. Immerhin: Diese Zahlen veröffentlicht UNICEF, man kann dem Unternehmen nicht absprechen, transparent zu sein. Man darf aber die Frage stellen: Welche Ziele stehen eigentlich bei den Aufrufen der industriellen Spendensammler im Vordergrund? Die eigene Existenz finanziell abzusichern oder tatsächlich den Menschen in Afrika zu helfen? Es wird eine Melange aus beidem sein. Man verdient eben ganz gut am Mitleid der Menschen, und man kann ja auch helfen. Da darf man dann auch Bilder zeigen, die gegen die Verpflichtung des Spendensiegels verstoßen. Erklärt plakative, stark emotionalisierende und Mitleid erregende oder sogar die Menschenwürde verletzende Fotos seien unseriös. Welch eine grandiose Heuchelei greift da Platz. Erreichen die Spenden ihr Ziel? Man darf skeptisch sein. Im März 2010 haben die Vereinten Nationen in einem Report über Somalia festgestellt, dass nahezu die Hälfte der gesamten Nahrungsmittelhilfe des Welternährungsprogramms ihren eigentlichen Bestimmungsort nicht erreicht hat. Sie ist in den Händen von Warlords, deren Geschäftspartnern und lokalen Mitarbeitern gelandet. Vor diesem Hintergrund sollte auch das totale Versagen der westlichen Entwicklungspolitik in Afrika nicht aus dem Blickfeld geraten. Den Menschen ist nicht nachhaltig geholfen, wenn sie nur immer wieder von den Bürgern der Industriestaaten gefüttert werden. Wenn die afrikanischen Eliten sich wie seit Jahrzehnten in weiten Teilen als unfähig, korrupt und/oder politisch oder religiös verbohrt erweisen, sollte die sogenannte Entwicklungshilfe eingestellt werden. Mit dem Geld können die westlichen Staaten in den vorhersehbaren Krisen helfen. Bedeutet das alles, wir sollten nicht mehr spenden? Nein, das bedeutet es nicht. Die armen Menschen leiden bitterste Not. Wir müssen helfen, auch wenn einen Afrika verzweifeln lässt.

Quelle: Neue Westfälische (ots)

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