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Börsen-Zeitung: Jahresendbaisse

Archivmeldung vom 22.12.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bei dem ein oder anderen Anlegern dürfte in den Feiertagen nur bedingt weihnachtliche Stimmung aufkommen. Denn das Schlussquartal des Jahres hat nur im negativen Sinne eine "schöne Bescherung" gebracht. Statt der Jahresendrally erleben die Aktienmärkte eine Jahresendbaisse. Seit dem Oktober fallen die Kurse rund um den Globus. Zuvor hatten die US-Aktienmärkte in den ersten drei Quartalen noch ihre Rekordfahrt fortgesetzt und damit den Rest der Welt hinter sich gelassen.

Nun aber finden auch diejenigen, die auf amerikanische Dividendentitel gesetzt hatten und damit gut gefahren waren, einen leeren Gabentisch vor. Durch den Kursverfall seit Anfang Oktober hat der S&P 500 seine Gewinne der ersten neun Monate mehr als ausgewischt und ist auf das niedrigste Niveau seit dem Oktober 2017 gesunken. Sein Minus seit Jahresbeginn beträgt 8%, das des Industrieländerindex MSCI World, der im Schlussquartal bislang ca. 13% eingebüßt hat, beläuft sich auf rund 11%. Ursache der Malaise ist die Sorge, dass der US-Konjunkturzyklus und der gleichfalls schon sehr lang anhaltende Bullenmarkt vor ihrem Ende stehen könnten. Hinzu kommt, dass die Notenbanken aus der ultralockeren Geldpolitik aussteigen bzw. zu einer restriktiveren Linie übergehen. Dadurch wandelt sich einer der großen Kurstreiber der zurückliegenden Jahre zu einem Gegenwind. Wurde zunächst für das neue Jahr eine relativ deutliche Wachstumsverlangsamung angenommen, wird nun befürchtet, dass es bereits 2019 zu einer Rezession kommen und ein Bärenmarkt starten wird.

Analysten und Strategen werden nicht müde, zur Besonnenheit aufzurufen. Der Ausverkauf und die ängstliche Stimmung seien übertrieben, die Weltwirtschaft verliere zwar an Tempo, aber es werde im neuen Jahr immerhin noch ein einigermaßen passables Wachstum geben. Auch seien die Bewertungen nun wieder moderater, im Falle des Dax sogar recht günstig. Nicht zuletzt bewegen sich die Zinsen nach wie vor auf einem im historischen Vergleich sehr niedrigen Niveau, was den relativen Bewertungsvorteil von Dividendenwerten aufrechterhält.

Doch die Anleger scheinen nicht mehr zuzuhören und unverdrossen auf die Verkaufsknöpfe zu drücken, so dass eine immer weitere Lücke zwischen dem Marktgeschehen und dem, was Analysten sagen, klafft. Marktbewegungen können sich eben verselbständigen und wesentlich weiter gehen als erwartet, insbesondere in einem von Angst getriebenen Umfeld. Viele Indikatoren zeigen die sehr starke Verunsicherung und Nervosität an. So haben die Fonds von November auf Dezember in einem noch nie innerhalb eines Monats gesehenen Ausmaß in Anleihen umgeschichtet, wie die globale Fondsmanagerumfrage von Bank of America Merrill Lynch jüngst gezeigt hat. Noch nie seit Beginn der Umfrage haben so viele Fonds wie in diesem Monat erklärt, in den kommenden zwölf Monaten mit einem geringeren globalen Wachstum zu rechnen. Aktienfonds verzeichneten jüngst die höchsten bislang registrierten wöchentlichen Abflüsse.

Gerade Letzteres deutet darauf hin, dass zumindest eine technische Erholung in der Luft liegen könnte. Als die Aktienmärkte mit einer furiosen Hausse ins Jahr starteten, erreichten die globalen Zuflüsse der Aktienfonds einen rekordhohen Wert. Kurz darauf sackten die Märkte ab. Unabhängig von einer eventuell bevorstehenden Erholungsphase wird die entscheidende Frage im kommenden Jahr jedoch letztlich sein, ob derzeit die Marktteilnehmer richtigliegen oder die Analysten. Es ist längst noch nicht ausgemacht, ob schon 2019 eine Rezession kommt oder die Weltwirtschaft, wenn auch mit vermindertem Tempo, weiter wächst. Damit ist auch offen, ob das vierte Quartal ein böses Omen für die Aktienmärkte ist oder aber mit dem zurückliegenden Kursverfall zu viel Negatives vorweggenommen worden ist und vielleicht sogar ein recht gutes Jahr für Dividendenwerte bevorsteht.

Letztlich halten die anstehenden Fundamentaldaten den Schlüssel für die Entwicklung der Aktienmärkte im kommenden Jahr in der Hand. Neben den Konjunkturindikationen wird die anstehende Quartalsberichterstattung von entscheidender Bedeutung sein. Die Marktteilnehmer werden die Zahlen und Ausblicke der Unternehmen sehr genau anschauen und sich eine Meinung darüber bilden, ob der Konjunktur- und der Aktienmarktzyklus schon am Ende ist oder doch noch ein Stückchen weiter geht.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Christopher Kalbhenn

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