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BERLINER MORGENPOST: Bundeswehrreform bremst Bildung

Archivmeldung vom 25.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es gehört zu den Flüchen einer sich immer schneller drehenden Demokratie, dass politische Entscheidungen meist isoliert betrachtet und hysterisiert werden. Kaum ein neues Gesetz, eine neue Regelung, die in der Öffentlichkeit in Gänze und Zusammenhang debattiert oder durchdacht wird. Beim Energieplan der Bundesregierung wird ausschließlich die Laufzeitverlängerung debattiert, kaum aber das Vorhaben, Deutschland in 40 Jahren zu 80 Prozent von regenerativen Energien antreiben zu lassen.

Das Ende des Atomstroms ist besiegelt, so oder so. Dennoch beißt sich das Land an diesem Symbolkonflikt fest. Dabei wäre es höchste Zeit zu überlegen, wo 3600 Kilometer neuer Überlandleitungen herkommen sollen, wenn in den vergangenen 20 Jahren gerade mal 90 Kilometer geschafft wurden. Wie trügerisch das Festbeißen an singulären Symbolthemen sein kann, beweist derzeit das Elterngeld. Vor Jahresfrist noch als Zauberinstrument gepriesen, das Paare zum zügellosen Zeugen bewegen sollte, erweist sich die Prämie inzwischen als ebenso teuer wie wirkungslos. Die Lust am Kinderkriegen lässt sich mit einer Handvoll Euro nicht so einfach wecken. Kinder haben wohl doch mehr mit gesellschaftlichem Klima zu tun und weniger mit Geld. Eine hoch individualisierte Gesellschaft funktioniert nicht wie eine Drehorgel: Spielt die Politik an einer Kurbel, ertönt noch lange nicht die gewünschte Melodie. Schlimmer wird es noch, wenn gleichzeitig und ungeduldig an verschiedenen Kurbeln gedreht wird. Das angepeilte Problem wird zwar nicht gelöst - dafür aber eine Reihe anderer verschärft. Mustergültig wird gedankenarme und koordinationsfreie Kurbel-Politik derzeit auf dem Feld von Bundeswehr- und Bildungsreform vorgeführt. Das allenthalben herrschende Tempo- und Spardiktat könnte jungen Menschen 2011 und 2012 einen Sommer des Horrors bescheren. Da schwappt ein Doppeljahrgang Erstsemester in die Universitäten, da Abiturienten mit 13 wie mit zwölf Jahren Schulzeit gemeinsam ihren Abschluss machen. Die Bundeswehrreform versperrt gleichzeitig die Kasernen, die als eine Art Vorfluter hätten dienen können. Nebenbei sind die Hochschulen und eine in Teilen durchaus widerständige Professorenschaft mehr oder weniger intensiv damit befasst, das umstrittene Bachelor-/Master-System der Realität anzupassen. Wenige Jahre später aber sollen - Bildung! Bildung! Bildung! - mehr und besser ausgebildete Uni-Absolventen denn je in die Schlacht um Weltmarktanteile ziehen. Berlin, Deutschlands attraktivste Studienstadt, reagiert immerhin. Zunächst mit 2500 neuen Studienplätzen, die nun angeboten werden sollen. Das ist mal ein Wort. Ob die vielen jungen Leute allerdings auch Sitzplätze und Prüfungstermine bekommen oder gar mal ein Gespräch mit dem überlasteten Dozenten, bleibt vorerst unklar. Fakt ist: Gegen zügige politische Entscheidungen ist nichts einzuwenden - aber sie sollten sich nicht widersprechen oder gar gegenseitig ausbremsen. Wer soll denn das ewige Bildungsgerede glauben, wenn der Nachwuchs bestenfalls zum Chaospiloten ausgebildet wird.

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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