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Westdeutsche Zeitung: Brandkatastrophe von Ludwigshafen

Archivmeldung vom 06.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es war eine merkwürdig kontrollierte, fast schon klinisch reine Reaktion, mit der die deutsche Öffentlichkeit, Medien wie Politiker, auf die Tragödie von Ludwigshafen reagierte. Der qualvolle Tod von neun Menschen, darunter fünf Kindern, erschütterte, die wunderbare Rettung des aus einem Fenster geworfenen Kleinkindes rührte uns.

Und obwohl es gewiss niemanden gab, der nicht unwillkürlich bei diesen Bildern an die Möglichkeit eines Verbrechens dachte, legte sich ein kollektives Schweigegelübde über das Land: Jede Erinnerung an Solingen oder Mölln wurde vermieden. Als könnten wir, wenn wir nur den Teufel nicht beim Namen nennen, dessen Erscheinen auch verhindern. Und so hofften wir auf schnelle Aufklärung - nur ein schreckliches Unglück. Aber obwohl sich die Beweislage nicht tatsächlich und belastbar geändert hat, haben sich die Gewichte plötzlich ins andere Extrem verschoben. Türkische Zeitungen schreiben von einem "zweiten Solingen", Ministerpräsident Erdogan kommt morgen zum Fototermin nach Ludwigshafen, und die Bundesregierung musste sich dankbar zeigen, dass die Türkei eigene Ermittler nach Deutschland schickt. Nun ist die deutsche Polizei nicht gerade für ihre Schlampigkeit bekannt, aber es blieb uns wohl tatsächlich nichts anderes übrig. Zwei türkische Mädchen - Überlebende der Katastrophe - wollen einen Mann zündeln gesehen haben, der perfekt deutsch gesprochen habe. Selbst wenn die Beobachtung stimmen sollte, ist sie allein noch kein Beweis für ein fremdenfeindliches Verbrechen. Das Deutsch der beiden Mädchen - alle konnten es im Fernsehen hören - ist eine Zierde für jeden Integrationsbeauftragten. Aber allein die vage Möglichkeit, dass es doch so gewesen sein könnte, bestärkt unsere eigene Unsicherheit - das Gefühl, unser zivilisatorischer Lack könne am Ende doch nur so bedauerlich dünn sein, dass eine derartige Gewalttat nicht gänzlich auszuschließen sei. Im Kontrast dazu steht die türkische Reaktion. Sie stellt Selbstsicherheit zur Schau, fast Selbstgerechtigkeit. Wir mögen sie vielleicht etwas zu triumphierend und auch nahe der Anmaßung empfinden. Aber wir müssen sie hinnehmen. Und inständig darauf hoffen, das am Ende die Ermittlungen ergeben: Es war nur ein schreckliches Unglück.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Eberhard Fehre)

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