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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Hessischer Staatspreis

Archivmeldung vom 22.05.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.05.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Vorgänge um die Verleihung des Hessischen Staatspreises werfen die Frage auf, wie ernst es die offene Gesellschaft mit der interreligiösen Verständigung meint. Vier namhafte Vertreter der drei großen monotheistischen Religionen sollten für ihre herausragende Rolle in der religiösen Verständigung ausgezeichnet werden.

Die Preisvergabe sollte zugleich die gesellschaftliche Bedeutung dieses Bemühens würdigen. Das Ganze endete in einem Eklat. Die beiden christlichen Vertreter, Kardinal Karl Lehmann und der ehemalige Präsident der Kirche von Hessen-Nassau, Peter Steinacker, weigerten sich, zusammen mit dem Muslimen Navid Kermani ausgezeichnet zu werden. Was war geschehen? Der in Iran geborene und heute im Köln lebende Schriftsteller hatte in einem Artikel einer renommierten Tageszeitung einleitend den Gedanken geäußert, dass er beim Anblick eines Kreuzes Gotteslästerung und Götzendienst empfinde. Diese Äußerung wurde als inakzeptabel zurückgewiesen, da sie den interreligiösen Dialog nicht fördere. Dabei ist diese Sicht des Kreuzes von Seiten eines Muslimen nicht verwunderlich. Interessant ist nun, dass Kardinal Lehmann und Herr Steinacker den Artikel nicht bis zum Ende gelesen zu haben scheinen. Denn Kermani fährt fort, dass die Betrachtung einer Kreuzigungsszene des Barockmalers Reni in einer römischen Kirche folgendes bewusst machte: »Ich - nicht nur man -, könnte an ein Kreuz glauben.« Und diese Aussage ist für einen Muslim nicht ohne Gefahr, da ketzerisch. Wie sehr wünschte man sich als Christ, dass in so präziser, knapper Form die Bedeutung des christlichen Symbols zur Sprache kommt. Der Glaube an das Kreuz beharrt nicht in einem anonymen »Man«, sondern setzt das »Ich« in eine Beziehung zu Gott und der Welt. Nichts anderes will ein ernst gemeinter Dialog, der von Verbindlichkeit und Offenheit zugleich lebt, so schmerzhaft das Angesprochene empfunden wird. Dies qualifiziert ihn erst. Er hilft zur Bildung einer eigenen Meinung. Der Philosoph Spaemann hat darauf hingewiesen: »In der Bildung festigt sich Selbstbewusstsein und Selbstrelativierung.« Dies ist kein Widerspruch. Das Selbstbewusstsein des Glaubenden erinnert daran, dass Gott zu mir in Jesus Christus »Ja« sagt. Die Selbstrelativierung ermutigt mich, dieses Ja gegenüber meinem Nächsten zu bekennen. Paulus wusste um diese Erkenntnis, als er schrieb, dass es in dieser Frage weder Juden, Heiden, Freie noch Sklaven gäbe. Er war nüchtern genug, um die Bedeutung dieser Botschaft für seine Zeit - und somit auch für unsere Zeit - als Torheit und Ärgernis aus der Sicht der Philosophie und Theologie zu beschreiben. Der Dialog lebt vom leidenschaftlichen Selbstbewusstsein sowie leidenschaftsloser Selbstrelativierung. Der Glaube lebt aus der Gewissheit, dass Gott durch sein Wort (dia - logus) mich ansprechen wird.

Quelle: Westfalen-Blatt

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