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Das WESTFALEN-BLATT zum Bio-Kraftstoff und seinen Folgen

Archivmeldung vom 15.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Preise für Hirse, Roggen und Reis steigen seit Monaten. Dem leisen Aufatmen der Landwirte in aller Welt wegen endlich angemessener Erträge folgen tiefe Seufzer der Verbraucher. In chronisch armen Ländern sind es bereits die Schlachtrufe ausgehungerter Plünderer.

Supermarktpreise sind im Steilflug, weil Lebensmittel verheizt werden. Wir spüren es beim Kauf von Milch, Brot, Fleisch und Nudeln. Von 2000 bis Anfang 2007 stieg der Weltmarktpreis für einen Scheffel Weizen (27 Kilogramm) von drei auf fünf Euro. Inzwischen liegt er bei knapp zwölf Euro. Hierzulande können Landwirte endlich einen Verdienst erwirtschaften. Jahrelang mussten sie Milch und Vieh fast verschenken. Der Nährstand geriet volkswirtschaftlich ins Hintertreffen - obwohl Subventionen wie in kaum einen anderen Wirtschaftszweig flossen. Inzwischen ist die Rapsernte 2009 schon komplett verkauft, hält der Brüsseler Zuschussbetrieb an und gibt es kaum noch stillgelegte Flächen. Der Bedarf an Bio-Energie ist - wie vorhergesagt  - eingetreten. Der Landmann von heute ist oft ein Energiewirt. Weltweite Hungerrevolten stören das schöne Bild. Zuerst gingen die Mexikaner auf die Straße gegen den Maisexport in die USA. Seit Februar hat es Aufruhr gegeben in Mosambik, Burkina Faso, Kamerun, Ägypten, vermutlich auch in China, sowie in Argentinien, Peru und aktuell auf Haiti. Zuerst haben es die Allerärmsten zu spüren bekommen. Den zwei Millionen Flüchtlingen vor dem Völkermord in Darfur, Sudan, wurden bereits im vergangenen Sommer die Rationen halbiert. »Die Menschen sterben vor unseren Augen, und die Welt schaut zu«, sagt Johan van der Kamp, Nothilfe-Koordinator der Welthungerhilfe, der auch schon Spenden von WESTFALEN-BLATT-Lesern dankbar weiterverteilte. Als »German Agro Action« berät die Welthungerhilfe seit Jahrzehnten arme Bauern in Entwicklungsländern. Sie sieht auch Vorteile in den steigenden Preisen, allerdings nur für Landwirte, die über genügend Fläche, Straßenanbindung und Qualitätsstandards verfügen. Baumwollbauern etwa profitierten von den aktuellen Entwicklungen, weil die USA gerade hochsubventionierten Baumwollanbau zugunsten des Maisanbaus für Agrotreibstoffe reduzieren. Das gewährt sogar Afrika mitten in seiner schwersten Krise neue Chancen. Die Nachfrage hilft jedoch weder Kleinstbauern noch Landlosen. Fast eine Milliarde Menschen muss nach einer UN-Schätzung mit weniger als einem US-Dollar (63 Euro-Cent) am Tag auskommen. 850 Millionen der Ärmsten der Armen hungern extrem. Nicht nur Heidemarie Wieczorek-Zeul, deren Entwicklungsetat beim Finanzminister schmort, rauft sich die Haare. Die ersten schönen Erfolge seit der Jahrtausendwende im Kampf gegen den Hunger sowie für Trinkwasser, Bildung und gerechte Entwicklung drohen zu kippen. Es scheint, als wenn diese ehrgeizigen Milleniumsziele für 2015 nicht mehr zu schaffen sind.

Quelle: Westfalen-Blatt

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