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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Putin

Archivmeldung vom 28.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wladimir Putin schlägt zurück - gottlob nur mit Worten, aber auch mit der ihm eigenen Kaltschnäuzigkeit und Selbstgewissheit. Am Wochenende hatten sich so viele Demonstranten wie noch nie an den Protesten gegen vermeintliche Wahlfälschungen und das System Putin/Medwedew beteiligt. Von knapp 30 000 spricht die Polizei, von 100 000 berichten Beobachter und die Veranstalter behaupten, 120 000 Teilnehmer seien dabei gewesen.

Wie auch immer: Es waren noch mehr als bei der Großkundgebung am 10. Dezember. Und das ist Putins wachsendes Problem. Seit fünf Jahren ist seine Absicht bekannt. Im Wechselspiel mit Dimitri Medwedew will Putin nach einem vierjährigen Intermezzo als Ministerpräsident eine von der Verfassung nicht vorgesehenen dritte Amtszeit als Präsident erschleichen. Allerdings: Je näher der Wahltermin 4. März rückt, um so heftiger wird der Widerstand. Die gelenkte und eben nicht ganz lupenreine Demokratie schafft es nicht, der Proteste Herr zu werden. Von außen zeigt sich dabei eine bizarre Ungleichzeitigkeit. Eine junge nachsowjetische Generation, die im Internet denken und handeln gelernt hat, sieht sich einem Staat gegenüber, der unter Druck geraten auf altbekannte kommunistische Kommandostrukturen zurückfällt. Dabei tritt Putins andere Seite als einstiger KGB-Offizier unverkennbar zu Tage. Noch hat der 35-jährige Alexej Nawalny nicht ganz das Zeug zum Gesicht und Hoffnungsträger der russischen Demokratiebewegung. An Selbstbewusstsein und Mut fehlt es dem prominenten Internet-Rebellen nicht. Niemand schließt aus, dass der Blogger dauerhaft zum Pfahl im Fleische Putins wird. Formal ist die Zeit für jedwede Kandidatur gegen Putin abgelaufen. In gerade noch zwei Monaten könnte kein Herausforderer ausreichend Popularität in den Tiefen des Riesenreiches aufbauen. Damit ist Putins Wiedereinzug in den Kreml unumstößlich. Aber gerade dieses Ausgeliefertsein, das Gefühl, nichts mehr tun zu können, treibt die Menschen auf die Straße. Viele fordern eine Verschiebung der Wahl, allerdings ohne jede Chance.  Schon kündigt der Herausforderer einen Marsch der Million Ende Februar an. Ganz gleich, ob das hoch gesteckte Ziel erreicht wird - die Rufe der Demonstranten von heute werden auch die von morgen sein: »Wir haben genug von staatlicher Bevormundung«, und »Wir lassen uns von Putin nicht mehr wie dumme Hammel behandeln!« Längst trauen sich die Massen, »Russland ohne Putin« öffentlich zu skandieren.  Auch Kremlgegner Garri Kasparow sowie andere Vertreter der zerstrittenen Oppositionsgruppen stimmen in diesen Chor ein. Putins abkanzelnde Art, wie gestern an den Tag gelegt, zeigt, dass er mit der Kritik von der Straße nicht umzugehen weiß. Wie soll er auch? Die mitnichten schon die Mehrheit stellende Protestbewegung will eine neue russische Revolution.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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