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Börsen-Zeitung: Vertrackte Lage für die EZB

Archivmeldung vom 09.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Blick in den Rückspiegel ist verpönt in Notenbankkreisen. Geldpolitik muss nach vorne schauen, sozusagen durch die Windschutzscheibe. So lautet die herrschende Meinung. Etwas konkreter heißt das, dass weder die aktuelle noch die zurückliegenden Inflationsraten eine größere Rolle spielen sollen, wenn ein geldpolitisches Entscheidungsgremium zusammenkommt, um das angemessene Zinsniveau festzulegen.

Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) morgen über das Leitzinsniveau im Euroraum befindet, ist allerdings ein Bruch mit diesem Brauch geboten.

Dabei ist dieses Vorgehen grundsätzlich gut begründet. Denn die aktuelle Inflationsrate ist stets das Ergebnis der Geldpolitik von gestern. Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern. Hinzu kommt, dass in einem Umfeld niedriger Inflationsraten es vor allem Schocks wie Ausschläge bei Energieträgern oder Nahrungsmitteln sind, die die Inflationsrate zum vorübergehenden Überschießen bringen.

Diese Ausreißer beruhigen sich aber oft wieder von allein. Reagierte eine Notenbank mit steigenden Zinsen auf temporär höhere Inflationsraten, würde die Wirkung des geldpolitischen Impulses zu einem Zeitpunkt einsetzen, in dem das Vorzeichen der Störgröße sich bereits umgekehrt hat.

So weit, so gut. Derzeit ist die Lage aber vertrackter. Zwar spricht alles dafür, dass die Konjunktur im Euroraum bald deutlich abkühlen wird, was den Teuerungsdruck dämpft. Bisher gibt es aber keine harten Fakten hierfür. Das gilt vor allem für den Arbeitsmarkt, der sich in ausgezeichneter Verfassung präsentiert. Die aktuelle Inflationsrate von 3,5% ist in diesem Umfeld ein schlagkräftiges Argument der Gewerkschaften, Lohnabschlüsse weit oberhalb des Produktivitätswachstums durchzuboxen. Und wird die Lohn-Preis-Spirale erst einmal ausgelöst, reichen konjunkturelle Abkühlung und sinkende Rohöl- und Nahrungsmittelpreise - die noch nicht mal sicher sind - womöglich nicht aus, die Inflation wieder unter die Stabilitätsmarke von 2% zu drücken.

Wenn die EZB morgen den Leitzins festlegt, erscheint daher ein Blick in den Rückspiegel mehr als geboten, um nicht von der Vergangenheit eingeholt zu werden. Gegenwärtig sollte auch die hohe Inflationsrate die EZB davon abhalten, den Zins bereits zu senken. Stattdessen sollte sie vorerst am Niveau von 4% festhalten.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Jürgen Schaaf)

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