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Börsen-Zeitung: Befreiungsschlag

Archivmeldung vom 27.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die niederländische ING hat sich zu einer Rosskur entschlossen, die es in sich hat. Bis Ende 2013 will der Konzern das Versicherungs- und Kapitalanlagegeschäft losschlagen. Übrig bleiben soll eine kleinere und natürlich erfolgreichere Bank. Gemessen an der Bilanzsumme wird die ING, kommt alles wie geplant, um rund ein Drittel schrumpfen. Damit begräbt das Haus sein Konzept des Allfinanz-Konzerns.

Der Abschied von der Idee, dass Versicherer und Bank gemeinsam die Versorgung der Kunden mit Finanzdienstleistungen erfolgreicher stemmen können als allein, ist sicherlich nicht ganz freiwillig. Die EU-Kommission, derzeit in ganz Europa Banken bei der Abspaltung von Geschäftsbereichen mehr oder weniger behilflich, hat zuletzt auch bei der ING die Daumenschrauben angezogen; es steht noch die Genehmigung für die bereits erhaltene Staatshilfe aus.

Mit diesem Paukenschlag wird die ING die Auflagen der Kommission wohl eher übererfüllen. Deren Marschroute war zuletzt doch meist, nur die Abspaltung kleinerer Einheiten und eine generelle Schrumpfung des Geschäfts zu erwirken. Nichtsdestoweniger hat das Haus mit diesem Befreiungsschlag aus der Not eine Tugend gemacht. Eine wie auch immer von den Brüsselern verordnete Diät hätte aus dem Institut, das weltweit 85 Millionen Kunden hat, wohl nur einen Allfinanzkonzern im Mini-Format hervorbringen können.

Mit der Konzentration auf das Bankgeschäft besteht jetzt die Chance, längst überfällige Veränderungen vorzunehmen und sich künftig etwa mit einer stärkeren Verknüpfung von Retail Banking und Direktbankaktivitäten hervorzutun. Vor der ING haben sich schließlich schon ganz andere Branchengrößen, und zwar zum Teil ohne Druck der EU, aus der Allfinanz zurückgezogen.

Kurzfristig zieht der Umbau zwar einen Kurseinbruch nach sich, er hat aber auch einen angenehmen Effekt: Die Kapitalerhöhung ermöglicht ING einen lukrativen Deal. Weil das Geldhaus die Hälfte seiner Staatshilfen von 10 Mrd. Euro früher als vereinbart zurückzahlt, sind statt einer Prämie von 50% nur mehr rund 15% fällig.

Langfristig dürften derweil die Chancen gut stehen, dass die Investoren den Konglomeratsabschlag, der schon einmal 30% erreichte, aus dem Kurs nehmen. Dann würden auch die Aktionäre von der Rosskur profitieren.

Quelle: Börsen-Zeitung

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