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Börsen-Zeitung: Zetsches Lebenswerk wackelt

Archivmeldung vom 12.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bis vor kurzem war der Weg des Dieter Zetsche in den nächsten Jahren klar vorgezeichnet. Im Dezember 2019 läuft sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender von Daimler aus. Nach einer Abkühlungsphase von zwei Jahren würde er Aufsichtsratschef werden. Nun steht Zetsche aber im Mittelpunkt des Abgasskandals, der im September 2015 als VW-Betrug begann und inzwischen die gesamte deutsche Autoindustrie erfasst hat.

In mehreren Mercedes-Modellen ist eine nach Auslegung des Kraftfahrt-Bundesamtes illegale Abschalteinrichtung der Diesel-Abgasnachbehandlung verbaut. Der Konzern will sich im Zweifel rechtlich gegen diese Einschätzung wehren. Tatsächlich handelt es sich offenbar um kein Programm, das, wie bei VW, einen Prüfstand erkennt und die Abgasreinigung dann aktiviert. Das macht die Sache aber nicht besser. Im Gegenteil.

Die Branche hat flächendeckend sogenannte Thermofenster zum Schutz von Diesel-Motoren eigenwillig ausgelegt. Bei Daimler war das Fenster besonders groß, so dass die Abgasnachbehandlung Messwerten zufolge teilweise erst ab 10 Grad Außentemperatur funktionierte. Aus diesem Grund warnte ein Daimler-Anwalt das Bundesverkehrsministerium bereits bei Zetsches erstem Besuch in Berlin laut "Spiegel" davor, die Einrichtungen bei Daimler als illegal anzusehen. Damit würde die gesamte Autoindustrie gefährdet. In diesem Zusammenhang muss auch die Aussage von BMW im Frühjahr neu betrachtet werden. Der Hersteller hatte in zwei Modellen versehentlich "falsch zugeordnete" Software aufgespielt. Der "Irrtum" dauerte vier Jahre lang an.

Dass Zetsche einen Prozess riskiert, bekommt so eine neue Relevanz. Wenn unter Zetsche ein Gericht die Auslegung der gesetzlichen Grundlage über Thermofenster durch Daimler für konform erklärt, dürfte der Mercedes-Stern auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof durch sein Konterfei ersetzt werden.

Scheitert er aber, weitet das nicht nur den Diesel-Skandal in bisher unbekannte Dimensionen aus. Zetsches Lebenswerk, das aus der Rettung Daimlers nach dem Chrysler-Fiasko, der Wiederbelebung einer verstaubten Marke, der Modernisierung des Modellportfolios und der Rückkehr an die Absatzspitze im Premium-Segment besteht, ist dann zerstört. Zetsche hat sich mit der Aussage, bei Mercedes sei keine Betrugssoftware verbaut, kurz nach Bekanntwerden des VW-Betrugs derart weit aus dem Fenster gelehnt, dass er in diesem Fall als Vorstandschef und künftiger Aufsichtsratschef kaum mehr tragbar wäre.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Isabel Gomez

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