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Börsen-Zeitung: Überraschungspaket

Archivmeldung vom 11.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein Paket bewegt die Märkte von Frankfurt bis New York und schiebt, sieht man mal von der Dexia ab, nicht zuletzt die Bankaktien an. Schon verweisen erste Volkswirte die seit Wochen hoch im Kurs stehende Rezessionsgefahr ins Reich der Legenden, Investmentbanker erhöhen ihre Wachstumsprognosen zumindest mal für die USA. Was ist das für ein zauberhaftes Paket, das imstande scheint, solch einen Paradigmenwechsel zu bewirken? Ein "Gesamtpaket" ist es, von dem noch keiner weiß, was drin sein wird, wenn es denn mal geschnürt ist. Ein Überraschungspaket also. Nur so viel haben Angela Merkel und Nicolas Sarkozy am Sonntag verraten: Der Inhalt soll umfassend genug sein, um die Euro-Währungsunion zu stabilisieren und die Banken zu stützen. Und noch im Oktober soll das Paket geöffnet werden.

Da dürfen wir aber echt gespannt sein, wie Deutschland und Frankreich und mit ihnen die ganze Eurozone bzw. die EU in knapp zwei Wochen - wohl bis zum verschobenen Gipfel - eine Lösung ausklamüsern wollen, an der die Politik und die geballte Kompetenz der Finanzwirtschaft sich seit zwei Jahren vergeblich versucht haben. Es waren zwei Jahre pathologischen Lernens. Jetzt ist offenbar die Schwelle erreicht, von der an der Schmerz unerträglich zu werden beginnt.

Die Anzeichen verdichten sich ja tatsächlich, dass Paris, Berlin, Brüssel & Co. allmählich bereit und entschlossen sind, bisher Undenkbares zu denken und selbst auferlegte Tabus zu brechen. Man stimmt die Betroffenen und die Öffentlichkeit erkennbar darauf ein: Vermehrt werden Gerüchte über eine bevorstehende "radikale" Umschuldung Griechenlands gestreut, sogar hochoffiziell ist von einer zwangsweisen Rekapitalisierung systemrelevanter Banken in der EU die Rede. Weit darunter werden Merkel und Sarkozy es auch nicht machen können, wenn ihr in Aussicht gestellter Befreiungsschlag zur Lösung der Schuldenkrise nicht zur ultimativen Lachnummer werden soll.

Die Euphorie an den Märkten könnte derweil ein wenig verfrüht und übertrieben sein. Das Gesamtpaket wird nämlich, wenn nicht alles täuscht, ein paar böse Überraschungen enthalten: hoher Forderungsverzicht, drastisch verschärfte Bankenregulierung, mindestens teilweise Verstaatlichung weiterer Institute, damit verbunden faktische Teilenteignung heutiger Aktionäre und andere Folterinstrumente. Die Steuerzahler hingegen werden kaum noch überrascht sein. Sie sind längst damit vertraut, dass am Ende sie für sämtliche Rettungsmaßnahmen, ob für Staaten oder Banken, zur Kasse gebeten werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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