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Berliner Morgenpost: Gastronomie belebt die Stadt - Kommentar von Joachim Fahrun zur steigenden Mehrwertsteuer für Gastronomiebetriebe

Archivmeldung vom 20.11.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.11.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith

Na klar kann man argumentieren, dass die Corona-Krise vorbei ist und daher die Gaststätten auch wieder die volle Mehrwertsteuer zahlen müssen. Der Staat steht nach dem Verfassungsgerichtsurteil zum Schulden-Sondervermögen des Bundes finanziell unter großem Druck und braucht alle Einnahmen, die er kriegen kann.

Dennoch sollten sich alle Verantwortlichen die Folgen klarmachen, wenn gerade jetzt die Preise in Restaurants und Cafés um zehn Prozent klettern, wie es Ökonomen als Folge der Steuererhöhung von sieben auf 19 Prozent vorhersagen. Viele der ohnehin angeschlagenen Betriebe werden das nicht überleben. Die Inflation zwingt heute schon die meisten Menschen, ihr Geld zusammenzuhalten und sich kostspielige Abende in Gaststätten zu verkneifen. Bei steigenden Preisen wird das umso mehr gelten. Die Gäste bleiben weg.

Absurd ist, dass ausgerechnet Speisen, die geliefert werden, nur mit sieben Prozent Steuersatz belegt sind. Diese Ungleichbehandlung wird das Lieferunwesen an vielen Orten der Stadt befördern, während die für die Atmosphäre und das Wohlgefühl im Kiez unverzichtbaren Gaststätten tendenziell verschwinden.

Wer höhere Preise verlangen muss und dadurch weniger Gäste bewirtet, hat übrigens auch weniger Spielraum, um höhere Löhne zu zahlen und so dem allgegenwärtigen Personalmangel zu begegnen. Die Abwärtsspirale könnte zur Verödung von Stadtquartieren führen. Wenn es keine Gaststätten mehr gibt, die man sich auch leisten kann, ist das urbane Leben bedroht. Das darf aus Berliner Sicht nicht geschehen.

Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots)

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