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Schwäbische Zeitung: Realität schlägt Religion

Archivmeldung vom 21.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Natürlich ist der Tod von Gaddafi eine Weltnachricht. Der libysche Despot war einer der Lieblinge der Zyniker-Gilde. Wem sonst war es zu Lebzeiten vergönnt, vom Terroristen zum guten Freund zu mutieren? Am Ende wurde der Vertraute wieder gejagt, und dann fiel den Häschern auch plötzlich ein, mit was für einem schlimmen Gesellen man doch Jahre zuvor blendende Geschäfte gemacht hatte. Als die Öl-Millionen sprudelten, waren die Terroropfer Geschichte. Als der innerlibysche Widerstand gegen den Diktator wuchs, die Anzeichen sich mehrten, dass sich der Oberst nicht werde halten können, dachte der Westen fix um. Schnell erinnerte man sich an die schlimmen Menschenrechtsverletzungen, war entsetzt über Folter und Unterdrückung. Opportunismus, Doppelmoral, sie feierten fröhlich Urständ.

Doch was bedeutet der Tod Gaddafis für den Nahen Osten? Nichts. Er ist irrelevant. Die Entmachtung hat schon längst vor Monaten stattgefunden. An der Spitze der Bewegung haben sich Großbritannien und Frankreich sehr gute Ausganspositionen im wahrsten Sinne der Bedeutung erkämpft. Die Auftragsbücher britischer und französischer Firmen werden in den kommenden Jahren gut gefüllt sein.

Doch viel interessanter ist eine andere Tatsache. Die Realität schlägt die Religion. Iraks Diktator Saddam hatte den Heiligen Krieg und das Märtyrertum bemüht. Gaddafi versuchte zu belegen, dass er in direkter Linie zum Propheten stünde. Die hinter vorgehaltener Hand immer wieder vertretene These, im Nahen Osten brauche man Despoten, um die Religiösen auf der Straße, um die Islamisten zu verhindern, ist nicht mehr zu halten. Wäre sie zutreffend, dann säße Gaddafi noch heute sicher im Sattel. Was an und für sich seinen alten Männerfreund Silvio Berlusconi gefreut hätte. Noch 2008 waren beide beinahe unzertrennlich, eng verbunden durch Geschäftsinteressen, doch gestern kommentierte Italiens Regierungschef lakonisch. "So vergeht der Ruhm." Für Zyniker eine mehr als gelungene Aussage.

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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