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Börsen-Zeitung: Sicherheit gefragt

Archivmeldung vom 27.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Konjunktursorgen treiben die Anleger in die sicheren Häfen, und damit bleiben die Bundesanleihen weiterhin gut unterstützt, auch wenn derzeit nicht von einem extremen Run auf Bundestitel gesprochen werden kann. Zu den Auslösern der globalen Konjunktursorgen zählten in den vergangenen Handelstagen verschiedene Faktoren, darunter war auch der Ifo-Geschäftsklimaindex.

Denn es gab einen doch überraschenden Rückschlag für die deutsche Wirtschaft, die Stimmung hat sich merklich eingetrübt. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel im April um 0,5 auf 99,2 Punkte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten hingegen mit einem leichten Anstieg des Barometers auf 99,9 Zähler gerechnet. In den Chefetagen der Unternehmen wurde die Geschäftslage schlechter beurteilt und ebenso die Aussichten für die kommenden sechs Monate. Derartige Makrodaten treiben die Anleger in die sicheren Bundesanleihen mit dem Ergebnis, dass die Renditen weiter sinken. In der abgelaufenen Woche waren die Renditen der Bundesanleihen bis hin zu zehn Jahren Restlaufzeit im Minus, auch wenn die zehnjährige Bundrendite nur mit wenigen Basispunkten im negativen Terrain war und zeitweise sogar mal leicht positive laufende Erträge abwarf.

Aber die Anleger richten den Blick nicht nur auf Deutschland oder Europa. Konjunkturängste resultieren auch aus den Entwicklungen in anderen Regionen. So war die südkoreanische Wirtschaft im ersten Quartal unerwartet schwach ausgefallen. Hinzu kam, dass die Bank von Japan an ihren extrem niedrigen Leitzinsen bis Anfang 2020 festhalten will. Auch das zeigt, wie die Lage dort eingeschätzt wird. Und die Anleger richteten den Blick auch nach Kanada. Dort hielt die kanadische Zentralbank die Leitzinsen stabil, nahm aber eine Änderung beim Wording vor. Dass es als erforderlich erachtet wird, die Zinsen in der Zukunft zu erhöhen, wurde aus dem Wording herausgenommen. Nicht nur aus der Eurozone und speziell aus Deutschland kommen negative Signale hinsichtlich der Konjunkturentwicklung, sondern auch aus anderen großen außereuropäischen Volkswirtschaften. Das hält den Druck auf die Renditen der Bundesanleihen hoch.

Doch damit setzt sich auch die Jagd nach Rendite fort. Papiere, die im Umfeld von Null- oder Negativzinsen noch einen positiven Ertrag abwerfen, kommen infolgedessen bei den Bondanlegern nach wie vor gut an. Abzulesen ist das weiterhin am Primärmarktgeschäft. Hohe Überzeichnungen der Neuemissionen sind keine Seltenheit, sondern gehören fast schon zum Tagesgeschäft.

Ein Beispiel dafür ist in den vergangenen Tagen die französische Beteiligungsgesellschaft Wendel gewesen. Für ein Bondvolumen von angekündigten maximal 300 Mill. Euro bekamen die Konsorten das 8-fache Ordervolumen zusammen. Ein weiteres Beispiel ist Zypern. Der ehemalige Krisenstaat war im Jahr 2014 an die internationalen Kapitalmärkte zurückgekehrt und tauchte nun in der abgelaufenen Woche auf dem Bondparkett gleich mit zwei Tranchen auf. Für eine fünfjährige sowie eine 30-jährige Anleihe zusammen bekam Zypern Orders in der Größenordnung von mehr als 10,8 Mrd. Euro zusammen. Das Gedächtnis mancher Investoren ist offenkundig doch recht kurz, wenn bei ehemaligen Krisenstaaten schon wieder so beherzt zugegriffen wird.

Diese Tendenz wird sich aller Voraussicht nach in den kommenden Tagen und Wochen weiter fortsetzen. Mit weiteren negativen Signalen von der Konjunkturentwicklung dies- und jenseits des Atlantiks werden die Wachstumssorgen befeuert. Dann setzen Anleger auf Sicherheit.

Aber nicht nur die Wachstumssorgen lassen die Anleger die sicheren Häfen ansteuern. Es stehen die Europawahlen auf dem Programm. Populismus - das hat die Vergangenheit eindrucksvoll in Frankreich mit Marine Le Pen gezeigt - ist durchaus ein Faktor, der die Gemüter ebenfalls nachhaltig beeinflusst und viele Anleger dann ebenfalls zu sicheren Papieren greifen lässt. Auch von dieser Seite könnte also gut Druck auf die Renditen der Bundesanleihen kommen. Perspektivisch ist der Raum für noch tiefere Renditen im Minusbereich durchaus gegeben. Die zehnjährige Bundrendite kann also ihre Rekordmarke vom Juli 2016 sehr gut testen. Seinerzeit ging es unter dem Eindruck der Unsicherheit des Brexit-Vote bis auf rund -0,20% nach unten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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