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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Bildungsstreik

Archivmeldung vom 10.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Jugend von heute: unpolitisch, bequem, konfliktscheu. So werden uns die Nachfolger der »Generation Golf« gerne präsentiert. Markus Kavka, Speerspitze des Internet-TV beim nicht eben als Jugendsender verschrieenen ZDF, sprach noch im Oktober von der »Generation Warmduscher« und fragte: »Wo bleibt der Aufstand der Jungen?«

Wenn Kavka die Webcam abschaltet und sich ins wahre Leben begibt, kann er ihn besichtigen, den Aufstand der Jungen. Zum Beispiel heute in Bonn, wo wiederum etliche tausend junge Leute der Kultusministerkonferenz einheizen wollen: Schluss mit dem Turbo-Abi. Schluss mit dem Turbo-Studium. Nein zu Studiengebühren. Mehr Geld für die Bildung. Das ist nicht die Rückkehr der Achtundsechziger. »Die Haltung der Jugendlichen zu gesellschaftlichen Aktivitäten entspricht ihrem pragmatischen Ansatz. Es sind nicht ideologische Konzepte oder gesellschaftliche Utopien, die sie verfolgen«, war schon 2006 in der Shell-Studie zu lesen, der letzten großen Erhebung über die Generation der damals 12- bis 25-Jährigen. Die Schüler und Studenten, die auf die Straße gehen, sind weder rechts noch links einzuordnen - trotz massiver Vereinnahmung des Bildungsstreiks durch Gewerkschaften und linke Parteien. Der Bildungsstreik fällt eher in die Kategorie Notwehr. Sie wollen nicht länger Sündenböcke sein für eine mit heißer Nadel gestrickte Ökonomisierung des Bildungssystems, das in erster Linie in hohem Tempo Fachpersonal für die Wirtschaft produzieren soll. Dabei beklagen die Protestierer - anders als viele ihrer Eltern - nicht einmal den Niedergang des Humboldtschen Bildungsideals, sondern schlicht Überforderung und Desorganisation an Schulen und Hochschulen. Die als »Generation Warmduscher« Geschmähten lassen die Politik mittlerweile wie einen begossenen Pudel dastehen. Selbst die CDU, deren Bildungspolitiker Michael Kretschmer noch im Sommer den »Geist der Destruktion« über den Protesten schweben sah, räumt mittlerweile Murks bei der Studienreform ein. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) setzt sich an die Spitze der Reform-Reformierer. Den politischen Ritterschlag erteilte Bundespräsident Horst Köhler in seiner bildungspolitischen Brandrede vom 2. Dezember: schlechte Betreuungsquoten, marode Gebäude, chronische Unterfinanzierung. Kurzum: Setzen, Sechs! Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat sich eine Jugendbewegung politisch durchgesetzt - und weitere Debatten werden folgen. Wer zahlt im Jahr 2060 die Rente, wenn es mehr Rentner als Jugendliche gibt? Wer steht für die Milliardenschulden ein, die der Staat derzeit anhäuft? Antworten darauf hat die Gesellschaft nicht parat. Doch die Jugend wird sie einfordern. Beharrlich und unbequem.

Quelle: Westfalen-Blatt

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