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Verschludert

Archivmeldung vom 16.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Mensch verdrängt gerne Schlechtes, ein Fondsmanager ist auch nur ein Mensch: Corona? Ist alles doch nicht so schlimm! Während nicht wenige immer laxer mit den Empfehlungen und Vorschriften umgehen, wie man sich und andere vor einer Ansteckung schützt, haben auch manche Assetmanager angesichts wieder erfreulicher Absatzzahlen verdrängt, wie heftig sie im März während der Börsenturbulenzen von Anlegerrückgaben überrannt worden waren.

Die Angst vor der Pandemie ist bei den Fondsanbietern ebenso in den Hintergrund gerückt wie in der Bevölkerung. Die Sonne lacht vom Himmel, das Neugeschäft läuft. Das ist für die Investmentbranche natürlich erfreulich, aber Hausaufgaben von der Aufsicht sollte man dennoch nicht verschludern. Welche diese sind, hatte die oberste Fondsaufseherin Elisabeth Roegele schon im April überdeutlich formuliert: neue Werkzeuge nutzen. Der deutsche Gesetzgeber hatte der Fondsbranche schon vor Corona neue Mittel an die Hand gegeben, um in Krisenzeiten ihre Produkte schützen zu können. Einst von den Anbietern herbeigesehnt, hatte sich die Aufnahme in das Kapitalanlagegesetzbuch in die Länge gezogen. Derweil war den Assetmanagern die Lust an den neuen Tools vergangen. Dabei möchte kein Anbieter das Desaster einer Fondsschließung erleben, wenn die Anleger schneller ihre Anteile losschlagen, als Geld in der Kasse ist. Die neu zugelassenen Steuerungsinstrumente - Rückgabefristen, Rücknahmegrenzen und atmende Fondspreise - sind die bessere Alternative als die Ultima Ratio der Fondsschließung.

Zwar hat es während der März-Turbulenzen keine Schieflagen bei deutschen Fonds gegeben. Glück gehabt! Da aber Krisen leider in ihrer DNA stecken haben, dass sie keiner vorhersehen kann, weiß auch ein Fondsmanager nie, ob seine Investments bombensicher sind. Ganz plötzlich können Assets illiquide werden. Zuletzt hat es in Frankreich H2O Asset Management, eine Tochter von Natixis, bei gleich drei Fonds erwischt. Auch wenn in diesem Fall weniger eine Krise als Dummheit im Spiel war.

Das Gefährliche ist die Geschwindigkeit, mit der sich Anlegerrückgaben zu einem Tsunami entwickeln können. Dagegen gibt es keinen absoluten Schutz, aber wenigstens jetzt die Möglichkeit, früh zu reagieren und hoffentlich Schlimmeres zu verhindern. Die BaFin hat Recht, wenn sie erneut zur Eile mahnt. Ob wegen Corona oder aus einem anderen Grund: Die nächste Börsenkrise kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, da sorgt man besser vor.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Silke Stoltenberg


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