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Börsen-Zeitung: Licht und Schatten

Archivmeldung vom 10.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mögen Sie eher gute oder schlechte Nachrichten? Nun, die Krise verdirbt den Wirtschaftsinteressierten genug die Laune, also beginnen wir mit der guten Neuigkeit: Die Allianz hat von Juli bis September so viel verdient wie seit dem zweiten Quartal des vergangenen Jahres nicht mehr. Wer an dieser Stelle die Sektflasche öffnen will, der sollte nicht weiterlesen.

Denn es folgt eine mollgestimmte Interpretation der Erfolgsmeldung: In jedem der zehn Quartale vor dem zweiten Quartal 2008 hat die Allianz operativ mehr erwirtschaftet als in der abgelaufenen Periode.

Die unterschiedlichen Sichtweisen auf dasselbe Quartalsergebnis zeigen schlaglichtartig, wie sich die Allianz durch die Finanz- und Wirtschaftskrise verändert hat. Der Dienstleister ist weit von früheren Profitabilitätsniveaus entfernt. Mehr noch: Es ist zweifelhaft, ob er diese Ergebnisse je wieder vorweisen kann. Zugleich aber bewegt er sich mit großen Schritten aus dem tiefsten Tal der Krise heraus.

Ihre Stärken spielt die Allianz insbesondere im Vergleich mit der Konkurrenz aus. Während Axa eine Kapitalerhöhung startet, um Minderheitsaktionäre herauszukaufen, hat die Allianz dieses Projekt längst abgeschlossen. Die Münchner können darüber hinaus mit ihrer Kapitalstärke wuchern und Anleger locken - etwa indem sie eine hohe Dividende avisieren. Die Bewältigung der Krise und das Übertrumpfen der Konkurrenz exerziert die Allianz darüber beispielhaft im Asset Management und teils auch in der Lebensversicherung vor.

Zu dem Licht gesellt sich aber jede Menge Schatten. Dieser ist vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung zu finden. Weil die Anlageergebnisse wegen der historischen Zinstiefs deutlich sinken, müssen die Aktivitäten künftig ein wesentlich besseres Ergebnis im Alltagsgeschäft vorweisen.

Doch davon sind die Münchner weit entfernt. Zwar verbessert sich die kombinierte Schaden- und Kostenquote. Beispielsweise in Deutschland ist sie trotzdem noch viel zu hoch. Es wirkt angestrengt, dass nun der Hagel im Sommer als Erklärung herhalten muss, nachdem zum Halbjahr noch der lange Winter bemüht wurde. Jetzt gilt es vielmehr, neben Kostensenkungen teils auch strategische Neuorientierungen zu überdenken. So ist es ein Armutszeugnis, wenn im deutschen Kfz-Versicherungsgeschäft 1,14 Euro für jeden eingenommenen Beitragseuro ausgegeben werden.

Quelle: Börsen-Zeitung

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