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Toilettenpapier 2.0

Archivmeldung vom 08.05.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.05.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Ein L, U, V oder W? Dieser Buchstabensalat veranschaulicht die Billion-Dollar-Frage für Kapitalmarktinvestoren und Unternehmen. Denn ob sich die Konjunktur in Europa und Amerika nach der Pandemie-Vollbremsung gar nicht, langsam, schnell oder stotternd erholt, entscheidet über Wohl und Wehe jeder Investition. Wer falsch liegt, verbrennt viel Geld.

Bald wird ein weiteres Konjunkturphänomen zu beobachten sein, das sich mit dem "Fachbegriff" Toilettenpapier 2.0 fassen lässt. Den Anblick kennt fast jeder. Zu Beginn der Pandemie herrschte Leere dort, wo sich zuvor das Toilettenpapier stapelte. Weltweit räumten die Bürger die Regale. Die Logik der Aktion: Das Risiko ausschalten, dass der Supermarkt in der nächsten Woche nicht mehr liefern kann.

Derartige Hamsterkäufe wurden in der Vergangenheit je nach Naturell belächelt oder verurteilt. Mittlerweile sind die Vorräte in den Läden wieder aufgefüllt. Doch das Phänomen wird zurückkommen - unauffälliger für die Allgemeinheit, aber ungleich bedeutsamer für die Konjunktur. Denn jedes Unternehmen muss künftig das Risiko minimieren, ohne Vorprodukte für seine Fertigung dazustehen.

Welche Folgen dies hat? Konsens herrscht über die mittelfristigen Auswirkungen. Firmen werden Lieferketten verkürzen, um die Kontrolle zu erhöhen. Derlei Strukturänderungen benötigen jedoch Zeit. Kurzfristig greifen die Manager daher in den nächsten Monaten, sobald Produktion und Absatz Fahrt aufnehmen, zu einem anderen Mittel: Hamsterkäufen.

Das ökonomische Motiv: Die Kosten der Lagerhaltung sind viel geringer, als aufgrund eines fehlenden Vorprodukts die eigene Produktion zu stoppen. Denn das Risiko des Stillstands bleibt bis zur Entdeckung eines Impfstoffs hoch. Bereits ein regionales Aufflammen der Infektion reicht aus, dass Lieferanten ausfallen. Wenn eine zweite Welle anrollt, wird die Gefahr erst richtig virulent.

Das Beispiel China zeigt, dass Hamsterkäufe keine theoretische Annahme sind. Der Lichtspezialist Osram beispielsweise erlebt, dass Kunden jene Produktmengen, die sie ansonsten über ein Jahr verteilt anfordern, auf einen Schlag kaufen wollen.

Nun kann es sich nicht jeder leisten, sein Lager zu füllen und das Working Capital in die Höhe zu treiben. Außerdem ist Vorratshaltung in extenso nicht in allen Branchen möglich, zudem folgen Konsumenten nicht dieser Logik. Trotzdem wird der Effekt beträchtlich sein. Er geht über ein Strohfeuer hinaus, weil die Lager längerfristig gefüllt bleiben müssen. Dies unterstützt eine schnellere Erholung der Konjunktur in Form eines "V".

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Michael Flämig

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