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Eine epochale Winterreise

Archivmeldung vom 12.12.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.12.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith

Die kalte Jahreszeit geht immer mit der Vertreibung von Wärme, Farben und Licht einher — in diesem Jahr gilt das leider auch in politischer Hinsicht.

„Nun ist die Welt so trübe, der Weg gehüllt in Schnee“ — so heißt es im ersten Lied von Franz Schuberts berühmtem Zyklus „Winterreise“. Trübe erscheint die Welt auch im Winter 2022/2023. Nur der Schnee ist selten geworden. Dabei hatte gerade dieser trotz aller Kälte immer einen besonderen Zauber zu erzeugen vermocht. Was bleibt, ist ein Grundgefühl sozialer und emotionaler Kälte. Und bei den derzeit geltenden Energiepreisen ist verstärkt auch erstmals in der Nachkriegsgeschichte für viele Menschen wieder physisches Frieren ein Thema. Im Winter herrscht mehr Tod und Totes als sonst, was auch trefflich das leblose Weltbild des Materialismus unserer Zeit widerspiegelt. Vielleicht schlafen aber im gefrorenen Boden auch im übertragenen Sinne die Samen eines neuen Frühlings, der früher oder später ausbrechen könnte. Jochen Kirchhoff argumentiert hier, wie immer, auf verschiedenen Ebenen: Wissenschaft, Philosophie, Politik, Kultur und Naturbetrachtung. Seine Analyse ist schonungslos, lässt jedoch Raum für eine vage Hoffnung. In der „Winterreise“ heißt es: „Muss selbst den Weg mir weisen in dieser Dunkelheit“.

Das Wintersternbild schlechthin ist der Orion. Das einzige Sternbild, das ich als Kind, neben dem Großen Wagen, kannte. Es beeindruckte mich. Auf Bali, im Oktober 1995, sah ich es liegend am Horizont, was seltsam wirkte, fremdartig. Der Orion ist gelegentlich von betäubender Präsenz, ja Dominanz.

Die herrschende Kosmologie sieht in den Sternbildern zufällige Konfigurationen von Lichtpunkten, die als Sterne bezeichnet werden. Eine eher schwache These. Was sind diese Sterne? Was sehen wir, wenn wir das nächtliche Firmament betrachten? Blicken wir in eine lebendige Sphäre, was ich annehme, oder in eine monströse Himmelswüste, bar jeden Sinns, bar jeden Zusammenhangs mit dem Schicksal der Erdendinge, was in der herrschenden Kosmologie behauptet wird.

„Winterreise“

Der bekannteste und wohl anspruchsvollste Liederzyklus der Musikgeschichte. Wovon erzählt der Text? Er erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, den es ziellos und verzweifelt in eine tief verschneite Winterlandschaft hinaustreibt, weil er das Mädchen, das er liebt, verloren beziehungsweise nie wirklich „gehabt“ hat. So stürzt er sich in die eisige Einsamkeit und schließlich in eine Art Wahnsinn und Selbstmordnähe. Wilhelm Müller hat den Text geschrieben, Franz Schubert die einzigartige Musik dazu komponiert. Ohne Schubert wäre diese Poesie wahrscheinlich ohne Wirkung geblieben.

Warum ist dieser Liederzyklus so populär? Weil er ein Geschehen zum Ausdruck bringt, das grundsätzlichen oder archetypischen Charakter trägt, der auch das Epochale umspannt. Der unsere Epoche besingt, erfasst, auf den Punkt bringt. „Der epochale Winter“, so heißt ein Buch des Schweizer Psychiaters Hans-Peter Padrutt, das unsere Zeit entlang der Winterreise Schuberts zu deuten versucht. Das war lange vor Corona, erfuhr aber seitdem eine gesteigerte Aktualität. Die Winterreise ist noch nicht zu Ende. Wann sie das sein wird, wissen wir nicht. [...weiterlesen]


Quelle: apolut von Jochen Kirchhoff

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