Todes-Rave in der Wüste
“Die Lyrische Beobachtungsstelle” von Paul Clemente: "Wüste steht für existenzielles Minimum. In ihr betritt der Mensch lebensfeindlichen Raum. Psychischer und physischer Bedarf? Wird bis unter die Schmerzgrenze reduziert. Unterschlupf? Ablenkung? - Fehlanzeige. Gewohnheiten? - Schmelzen im Sekundentakt. In diesem Feuerofen erscheint selbst Wind als heißer Atem. Langfristig überleben hier lediglich Nomadenstämme. Menschen, die wissen, wo die Oasen versteckt sind, vor welchen Giftschlangen man ausweicht, welches Wasser verseucht und welche Wüstenstadt bloße Fata Morgana ist. Ohne dieses Wissen, ohne inneren Kompass, verschlingt die Wüste den Eindringling."
Clemente weiter: "Hierhin zogen die Christen der Spätantike. Bereits Johannes der Täufer war Wüsten-Eremit und Jesus setzte sich ihr 40 Tage aus. Als im antiken Rom der spirituelle Ausverkauf begann, lockten öde Sandberge als Stätten der Zuflucht. Als Meditationsraum für Sinnsucher, der zum Wesentlichen zwingt. Die Vorschriften der Mächtigen: Hier haben sie keinerlei Gültigkeit mehr. Überfluss, Gewinn und Komfort: Verliert jegliche Bedeutung. Und Flüchtende sind dort relativ geschützt. Der Glutofen aus Sand schreckt die Verfolger...[weiterlesen]
Quelle: apolut von Paul Clemente