Rheinische Post: Vor-Urteil
Archivmeldung vom 24.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDieses Land hat einen ausgeprägten Hang, sich politisch unter Verdacht stellen zu lassen. Der Kriminalfall von Potsdam, von dem nicht sicher ist, dass er ein Fall von politisch motivierter, rechtsextremistischer Kriminalität ist, belegt, dass Deutsche Neigungstäter in der nicht unter Strafe gestellten Disziplin Selbstgeißelung sind.
Bevor die Ermittlungen von Polizei und Generalstaatsanwaltschaft 
Licht in das Potsdamer Halbdunkel gebracht haben, fällt bereits ein 
Großteil der politisch interessierten Klasse das Urteil, hier habe 
sich einmal mehr Rassismus zu Totschlag-Lust "Weiße gegen Schwarze" 
verstärkt. "Ja, ja, die Ostdeutschen", intonieren politisierende 
Volkspsychiater zum Mitsingen das garstige Lied von den angeblich 
besonders rechtsextremen Sachsen oder Brandenburgern. Wenn ein 
scharfsichtiger Mann wie Bundesinnenminister Schäuble, selbst ein 
Gewaltopfer, einzuwenden wagt, auch Nicht-Farbige könnten Opfer von 
Extremisten werden, wird er kollektiv gezwungen, Abbitte zu leisten. 
Nach allem, was man bisher weiß, sind die Tatverdächtigen keine 
Klosterschüler. Ob es jedoch Neonazis mit Tötungsdrang gegen Fremde 
oder bloß fremd Aussehende sind, ist ungewiss. Vermutungen reichen 
nicht.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post

        
        
      
      