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Lausitzer Rundschau: Offenheit gehört den Mutigen

Archivmeldung vom 01.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Arbeit der Enquete-Kommission des Brandenburger Landtages zur Aufarbeitung der Geschichte Brandenburgs lässt die Emotionen allenthalben hochkochen. Kein Wunder: Geschichte ist oft leidvoll, vor allem, wenn sie selbst erlebt wurde. DDR, Stasi, Bevormundung - das sind Themen, die sich in die Seele brennen. Dagegen hilft nur ein Höchstmaß an Objektivität in der Geschichtsschreibung - möchte man meinen. Doch wer glaubt, Geschichtsschreibung könne gänzlich objektiv sein, erliegt einer Illusion. Es kommt immer auf die Formulierung an.

Und selbst dann, wenn ein überzeugend sachlich verfasster Bericht in die Öffentlichkeit kommt, steht noch lange nicht fest, was damit geschieht: Ein Leichtes ist es, wissenschaftliche Daten zu instrumentalisieren - zum Beispiel, um ein politisches Ziel zu erreichen oder einem ungeliebten Zeitgenossen zu schaden. Die Nebenwirkungen der Geschichtsaufarbeitung führen oft zu allergischen Reaktionen: Können wir nicht endlich einen Schlussstrich ziehen? Man möchte es sich manchmal wünschen, aber Geschichte kennt keinen Schlussstrich. Sie schreibt sich unentwegt fort. Wie ein Puzzle setzt sie sich zusammen, bei dem jedes neue Teil erst Sinn macht, wenn es im Zusammenhang mit den anderen Teilen wahrgenommen wird. Solange es geschichtsbewusste Menschen gibt, die sich von der Aufklärung des Vergangenen Erlösung und Zukunft versprechen, wird Geschichtsschreibung weitergetrieben. Die Medien können sich diesem Prozess nicht verschließen. Sie müssen sich immer noch den Fragen einer untergegangenen Epoche stellen. Erst recht, wenn sich die Enquete-Kommission wie jetzt mit der Medienlandschaft beschäftigt. Die "Lausitzer Rundschau" könnte sich zurücklehnen, denn sie hat bereits vor Jahren Aufklärung vehement betrieben, so stellt es auch der Bericht der Enquete-Kommission dar. Das bedeutet aber nicht, dass das Medienhaus sich seiner SED- und Stasi-Vergangenheit nicht bewusst ist. Im Gegenteil: Wo Medien einst selbst zu einem willfährigen Instrument staatlicher Herrschaft degradiert wurden, wird deren Verantwortung, die Freiheit des Einzelnen zu verteidigen, zur besonderen Pflicht. Das Persönlichkeitsrecht zu verteidigen heißt aber auch jene zu schützen, die sich plötzlich an einem kollektiven Pranger wiederfinden. So ist es in manchen deutschen Blättern schick, Brandenburg als ewig gestriges Stasiland zu brandmarken. Das ist nur möglich, weil sich das Land seiner Vergangenheit offen stellt. Es zahl den Preis der Offenheit. Und Offenheit gehört den Mutigen.

Quelle: Lausitzer Rundschau (ots)

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