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Börsen-Zeitung: Eine Branche am Wickel

Archivmeldung vom 19.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Nach der Razzia beim Sportwagenhersteller Porsche am Mittwoch steht nun auch offiziell fest, dass die gesamte deutsche Autoindustrie in den Skandal um manipulierte oder zumindest falsche Abgaswerte bei Dieselautos involviert ist. Erstmals gibt es zudem einen Verdacht gegen ein aktives Vorstandsmitglied, was zumindest der bisherigen Darstellung, auf den Führungsebenen habe niemand von nichts gewusst, widerspricht. Flankiert wurde die Durchsuchung, wie bei allen Herstellern, von der Aussage, Porsche und Audi kooperierten vollumfänglich mit den Behörden.

Wenngleich Porsche ihre Dieselmotoren nicht selbst entwickelt, sondern bei Audi einkauft, hatte Porsche-Vorstandschef Oliver Blume bei der Bilanzvorlage im März wiederholt, dass Porsche sich seiner Verantwortung als Fahrzeughersteller stellen werde. Die Welle an Durchsuchungen bei deutschen Autoherstellern in den vergangenen beiden Jahren legt indes nahe, dass die Konzerne den Ermittlern längst nicht alle Informationen in der von den Behörden gewünschten Geschwindigkeit oder im erforderlichen Umfang zur Verfügung stellen. Dass nun ausgerechnet ein Porsche-Vorstand unter Verdacht steht, der mit der Aufarbeitung des Skandals auf Konzernebene beauftragt war, fördert diesen Eindruck weiter. Das wiederum lässt die Beteuerungen der Hersteller in Sachen vollumfänglicher Kooperation mittlerweile unglaubwürdig erscheinen.

Warum sich die Autokonzerne nicht zu laufenden Ermittlungen äußern, liegt angesichts zahlreicher Klagen von Aktionären und Kunden auf der ganzen Welt auf der Hand: Jedes Geständnis wird im Zweifel zu höheren Strafen und möglicherweise zu höheren Schadenersatzzahlungen an Kunden und Investoren führen. Dennoch haben beide Interessengruppen einen Anspruch auf Transparenz.

Diese innerhalb der Konzerne und in der Kommunikation mit Aktionären und Kunden herzustellen, sollten sich die Hersteller ganz weit oben auf ihre Aufgabenliste setzen. Denn in der künftigen Welt der Mobilität, wie sie die Hersteller skizzieren, wird diese Transparenz noch wichtiger. Ganz besonders, wenn es darum geht, Fehler oder fehlende interne Kontrolle einzugestehen. Facebooks Image-GAU durch das Datenleck zeigt das eindrücklich, und in der künftigen Mobilität geht es nun mal um Daten und Software statt Motoren. Dass die Autoindustrie Software programmieren kann, hat sie bewiesen. Den Nachweis, damit und mit Fehlverhalten richtig umgehen zu können, bleibt sie schuldig.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Isabel Gomez

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