Die 2,1%-Lüge – Wie der Staat uns arm rechnet
Julian Marius Plutz schrieb den folgenden Kommentar: "Was wie eine harmlose Zahl klingt, ist der Schlüssel zur Täuschung: Eine Schönrechnung, die gezielt verschleiert, wie brutal die Lebenshaltungskosten wirklich steigen. „2,1 Prozent", das ist die Zahl, mit der die EZB und die Politik uns dieser Tage einlullen. „Alles unter Kontrolle“, „Inflation fast wieder im Zielkorridor“, „Stabilität kehrt zurück“ – so der Tenor der üblichen Verdächtigen. Und weil man ja gute Nachrichten nicht allein feiern möchte, hat die Europäische Zentralbank nun auch gleich den Leitzins gesenkt. Als sei das Problem gelöst, als könnten wir zurück zur Normalität des billigen Geldes. Doch das Gegenteil ist der Fall: Diese „2,1 Prozent“ sind keine Beruhigung, sondern eine Verhöhnung. Sie sind eine bewusste statistische Täuschung, die verschleiert, wie tief die Geldentwertung in die Lebensrealität der Menschen einschlägt."
Plutz weiter: "Wer wirklich glaubt, dass das Leben sich „nur um zwei Prozent“ verteuert hat, sollte vielleicht mal wieder selbst einkaufen gehen oder die Heizkostenabrechnung öffnen. Oder er sollte versuchen, eine Mietwohnung in der Stadt zu finden. Die Wahrheit sieht so aus:
- Zucker: 70 Prozent Steigerung in nur vier Jahren
- Speiseöl: knapp 35 Prozent Steigerung innerhalb eines Jahres
- Butter: mehr als 40 Prozent in vier Jahren
- Strompreise: fast 42 Prozent von 2020 bis 2024
Der Sparer zahlt die Zeche
Das
sind keine Lifestyle-Produkte. Es sind Grundbedürfnisse und Dinge, die
sich nicht einfach „wegverzichten“ lassen. Genau hier liegt die
Perfidie: Die offizielle Inflationsrate ist ein Durchschnittswert über
einen „Warenkorb“, in dem Fernseher, E-Bikes und Spotify-Abos genauso
zählen wie Butter und Heizung. Das Ergebnis: Die Teuerung bei
lebensnotwendigen Gütern wird kleingerechnet – und damit politisch
entschärft. Für Statistikakrobaten eine hübsche Leistung, für alle
anderen eine tägliche Zumutung.
Vor diesem Hintergrund ist die
jüngste Leitzinssenkung der EZB nichts anderes als ein
wirtschaftspolitisches Eigentor, und zwar mit Ansage. Zinsen sind
schließlich nicht irgendein technisches Detail, sondern das Preisetikett
fürs Geld. Wenn dieser Preis künstlich gedrückt wird, wird Geld billig,
Kredite fließen, die Nachfrage steigt – und mit ihr die Preise. Das
wäre in einer echten Deflationsphase vielleicht sinnvoll. Aber bei real
zweistelligen Preissteigerungen in den entscheidenden Lebensbereichen
wirkt es wie eine Einladung zur weiteren Geldentwertung.
Die
Sparer zahlen den Preis, und der Staat profitiert. Genau darum geht es:
Inflation ist die einzige Steuer, die sich der Staat nicht vom Parlament
absegnen lassen muss. Sie wirkt still, zuverlässig und gnadenlos – und
sie trifft genau jene, die keine Lobby haben: den Mittelstand, die
Sparer, die Leute, die noch an das Leistungsversprechen dieser Republik
glauben.
Die gesellschaftlichen Folgen sind verheerend
Ökonomisch
betrachtet ist Inflation immer falsch – nicht nur, weil sie Kaufkraft
frisst, sondern weil sie das zentrale Steuerungssystem der
Marktwirtschaft zerstört, nämlich den Preis. Preise sind Informationen.
Wenn sie durch künstliche Geldschwemmen verzerrt werden, verlieren
Unternehmer wie Verbraucher die Orientierung. Es kommt zu
Fehlinvestitionen, zur falschen Kapitalallokation und langfristig zur
wirtschaftlichen Stagnation.
Doch politisch ist genau das
gewollt. Eine Gesellschaft in Dauerverunsicherung – durch steigende
Lebenshaltungskosten, durch die Angst vor Altersarmut, durch
Unsicherheit über die Zukunft – ist leichter zu steuern. Und während die
arbeitende Mitte spart, rechnet, verzichtet, feiert der Staat
Rekordeinnahmen, und zwar dank kalter Progression, dank steigender
Mehrwertsteuereinnahmen, dank Assetinflation. Die politische Klasse hat
kein Interesse an stabiler Währung. Ihr Geschäftsmodell heißt
Schuldenstaat – und der braucht Inflation wie der Süchtige den nächsten
Schuss.
Der Politik dürften die 2,1 Prozent recht sein
Wer
hat laut der Politik Schuld? Selbstverständlich nicht die expansive
Geldpolitik der EZB, die den Euro täglich entwertet, sondern Wladimir
Putin. Es handelt sich hierbei um ein durchaus praktisches sowie
selbstgerechtes Unterfangen, die Verantwortung von sich zu weisen, um
stattdessen die Schuld einem exogenen Faktor zu geben: Russland. Wahrer
wird die Lüge dadurch nicht.
Die gesellschaftlichen Folgen dieser
Politik sind verheerend. Wer heute Eigentum erwerben will, wird mit
explodierenden Immobilienpreisen, Bauvorschriften und Steuerlasten
systematisch ausgebremst. Wer sparen will, verliert jedes Jahr real an
Kaufkraft. Und wer leistet, wird doppelt bestraft durch Steuerabzüge
oben und Preissteigerungen unten. Die soziale Marktwirtschaft wird
ausgehöhlt – nicht durch „den Markt“, sondern durch eine Politik, die
sich den Markt unterwirft.
Es ist kein Zufall, dass die EZB sich
in dieser Rolle gefällt. Längst ist sie nicht mehr unabhängiger
Währungshüter, sie ist politischer Akteur. Ihre Zinspolitik ist kein
nüchterner Ausgleich zwischen Inflation und Wachstum, sondern ein
Werkzeug zur Stabilisierung der Schuldenpolitik der Eurostaaten.
Zinssenkung bedeutet: Der Staat spart Milliarden an Zinskosten – auf
Kosten der Bürger, die ihre Ersparnisse entwertet sehen. Dies ist keine
Geldpolitik mehr. Es ist Transferpolitik durch die Hintertür.
Wer
Inflation kleinredet, schützt nicht die Bürger – er schützt die Macht
der Bürokratie. Es geht längst nicht mehr um Geldwertstabilität, sondern
um Machterhalt. Und dieser Machterhalt basiert auf einer schleichenden
Enteignung der produktiven Gesellschaft.
Die 2,1 Prozent
Inflation sind eine Lüge – nicht im mathematischen, aber im moralischen
Sinn. Es ist die Lüge vom „moderaten“ Preisauftrieb, während Millionen
Menschen mit jedem Einkauf, jeder Nebenkostenabrechnung, jeder
Mieterhöhung real ärmer werden. Es ist die Lüge einer geldpolitischen
Kaste, die sich längst vom Bürgerinteresse entkoppelt hat. Und es ist
die Lüge eines Staates, der uns nicht mehr schützt, sondern sich an uns
bedient. Der Politik dürfte das recht sein, während die Bevölkerung
darunter leidet."
Quelle: apolut von Julian Marius Plutz