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BERLINER MORGENPOST: Keine lässliche Sünde, sondern Recht und Gesetz

Archivmeldung vom 19.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Berliner Meisterprüfung im Fach Energie- und Gebäudetechnik besteht aus vier Teilen, davon einem Meisterprojekt. Das Projekt entspricht einem Kundenauftrag. Meisterkandidaten müssen ihn ohne fremde Hilfe "entwerfen, berechnen, planen und kalkulieren, die Leistung ausführen sowie ein Prüfprotokoll erstellen". Was würde man in Berlin sagen, wenn sich herausstellte, dass ein Gebäudetechniker bei seiner Prüfung einfach die Berechnungen anderer Handwerksmeister mitbenutzt hat?

Wenn herauskäme, dass er Daten aus einer fremden Arbeit kopiert und mit winzigen Änderungen seinem Projekt beigefügt hat? Dass er womöglich nur deswegen den Meisterbrief besitzt? Eine bayerische Doktorprüfung besteht aus drei Teilen, aber im Kern gleicht sie der Berliner Meisterprüfung. Es kommt vor allem darauf an, die Arbeit ohne fremde Hilfe zu schaffen. Karl-Theodor zu Guttenberg hat Zweifel daran geweckt, dass seine Doktorarbeit nur aus eigenen Gedanken besteht. Der Minister hat in seinem Amt eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Das wurde allen Deutschen mit dem Anschlag am Freitagmorgen auf bittere Weise vor Augen geführt. Guttenberg hat einen der härtesten Posten der deutschen Politik auszufüllen, und tut es auf eine Weise, die viele als bravourös empfinden. Dennoch ist die Aufregung um seine rund fünf Jahre alte Doktorarbeit keine nur vorgeschobene Kritik, die ein boshafter politischer Gegner für sich zu nutzen versucht. Die Fragen, die Guttenbergs Doktorarbeit aufwirft, sind keine lässlichen Randfragen. Es geht um die Achtung von Recht und Gesetz. Karl-Theodor zu Guttenbergs Auftritt vom Freitag zeigte, dass er noch nicht die Gefahr begriffen hat, die ihm und womöglich der ganzen CSU deshalb droht. Seine Arbeit wird jetzt von der Universität Bayreuth geprüft, die ihm mit höchsten Ehren den Doktor bestätigt hatte. Guttenberg sagte, er wolle bis zum Ergebnis dieser Prüfung "vorübergehend, ich betone, vorübergehend auf das Führen des Titels verzichten - allerdings nur bis dahin. Anschließend werde ich ihn wieder führen." Wie kommt er zur Auffassung, die Prüfungskommission werde ihm selbstverständlich den akademischen Grad belassen? Wie kann er glauben, dass eine Universität, die seine Arbeit anscheinend überhaupt nicht auf fremde Textteile geprüft hat, noch irgendwelche Autorität hätte, jetzt einen Persilschein auszustellen? Die Beweise für die Übernahme fremder Texte durch den Doktoranden Guttenberg sind leider erdrückend. Die Rechtsfakultät der Universität Bayreuth hat sich mit dem "summa cum laude", dem "höchsten Lob" für diese Arbeit bis auf die Knochen blamiert. Guttenbergs Arbeit gehört zur Gegenprüfung vor ein unabhängiges anderes Gremium. Die Prüfungsordnung in Bayreuth beruht auf dem bayerischen Hochschulgesetz. Es stammt von der CSU. Die Universität Bayreuth wurde 1975 von einer CSU-Regierung gegründet. Der CSU-Chef Horst Seehofer hat Guttenberg "erfunden", wie er stolz sagte. Die Doktorarbeit kann rasch ein Fall CSU werden. Karl-Theodor zu Guttenberg braucht gute Argumente, um seine verantwortungsvolle Arbeit als Minister nicht zu gefährden.

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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