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WAZ: Begleitmusik zum Kohle-Konzert: Was bleibt, wenn die Kohle geht

Archivmeldung vom 29.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vor ziemlich genau zehn Jahren gab es am damaligen Regierungssitz Bonn eine Demonstration von Kohle-Kumpeln. Es ging hoch her, viele waren gekommen, um die Kohle zu retten. Gestern Abend saßen sie nun wieder im Kanzleramt, diesmal in Berlin, um über das Ende der Steinkohle zu befinden. Der Platz vor dem Kanzleramt war leer. Keine Fahnen, keine Kumpel. Weshalb?

Haben sie resigniert - im Angesicht des Unausweichlichen? Oder sind sie schon weiter als die kleiner werdenden Teile von Politik, die sich noch für sie verkämpfen? Planen ihre Zukunft und die ihrer Kinder ohne jene Jobs, die auch aus Gründen der Lebensqualität am Arbeitsplatz so attraktiv gar nicht sind, eigentlich auch, abgesehen von der Bezahlung, kaum je waren?

Und was ist mit dieser Region, dem Ruhrgebiet, die von Außen jedenfalls immer noch in Verbindung gebracht wird mit einer alten Herrlichkeit, die es längst nicht mehr gibt. Würde es dem Ruhrgebiet zugute kommen, wenn es auch in Zukunft noch mit Kohle assoziiert werden würde? Wobei klar ist, bei aller Euphorie über die Kulturhauptstadt: Wirtschaftlich betrachtet sichert die Kultur dieser Region nicht die Zukunft. Nötig sind Industrie-Arbeitsplätze, in der Chemie, in der Logistik. Nötig sind die Gesundheitsdienstleister, die in mehreren Städten, in Essen etwa wie in Dortmund, einen Aufschwung erleben. Immer und immer wieder über Strukturwandel zu sprechen, zieht eine Region auch herunter, ist nicht aktiv und optimistisch, sondern reaktiv und pessimistisch. Dabei arbeitet die überwiegende Mehrzahl der Menschen hier doch schon längst in zukunftsfähigen Branchen.

Wofür der Staat sein Geld ausgibt, ist nicht einerlei, denn er verwaltet nur unser Geld. Auch Politiker gehen mit Geld um, das ihnen nicht gehört, das sie nicht einmal geliehen haben, um es für ihre Zwecke einzusetzen. Sie sind verpflichtet, dem Gemeinwohl zu dienen. Einmal anders gefragt als sonst: Ist es moralisch vertretbar, wenn der Staat, ohnehin hoch verschuldet, als unser Treuhänder unser Geld für ein Gut ausgibt, das am Weltmarkt frei verfügbar für ein Drittel des Preises zu bekommen ist?

Kohle ist im Ruhrgebiet ein Mythos. Aber das Ruhrgebiet ist nicht Kohle. Die Stärke dieser Region ist nicht ein bestimmter energetischer Grundstoff, sondern es sind die Menschen, die hier leben. Die es wahrscheinlich viele Jahre lang schwerer hatten als in Regionen anderswo. Die aber noch stets an sich selbst erfahren haben, ihr Leben aus eigener Kraft zu meistern. Das bleibt, auch wenn die Kohle geht.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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