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WAZ: Europa gehen die Europäer aus

Archivmeldung vom 14.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Dänen, die unter dem Druck von Rechtspopulisten beginnen, ihre Grenzen Richtung Deutschland und Schweden dicht zu machen. Deutsche, Österreicher, Holländer, die nicht mehr zahlen wollen für Griechenland. Was scheinbar nichts miteinander zu tun hat, trägt tatsächlich immer dieselbe Überschrift: Dieses Europa wollen wir nicht!

Man kann darüber klagen, dass in Frankreich, Italien, Belgien die Rechtspopulisten stärker werden. Und mit einigem Schrecken wird die deutsche Kanzlerin erkennen, dass über Europa ihre Koalition ins Wackeln gerät. Ausgerechnet bei den traditionell Europa zugewandten Liberalen wächst die Zahl der heftigen Euro-Skeptiker. Auch von links gerät Europa unter Druck. Gewerkschaften freuen sich nicht solidarisch mit osteuropäischen Arbeitern über die offenen Arbeitsmarkt-Grenzen, sondern fürchten nationale Dumpinglöhne.

Es ist ja richtig: Europa hat keinen Kopf. Konrad Adenauer, Helmut Kohl, Joschka Fischer - die Zeiten sind vorbei. Der letzte Politiker mit Europa-Gen in der amtierenden Regierung heißt Wolfgang Schäuble. Die Kanzlerin ist zwar keine Europa-Skeptikerin, eine Gegnerin schon gar nicht, aber sie geriert sich technokratisch-kühl als bloße Maschinistin dieses Kontinents.

Europa, diese einzigartige Antwort auf Krieg und Nationalismus, die uns Fortschritt und Lebensqualität gebracht und unseren Kindern eine ganz neue Perspektive erschlossen hat: Europa wärmt nicht das Herz. Sicher: Das mag ein Wohlstandsphänomen sein, wer zu satt ist, mag nicht mehr denken, aber die Politik hat über Jahre hinweg den Skeptikern in die Karten gespielt. Das beste Beispiel ist Griechenland. Europas Elite hat sich lieber von Athen betrügen lassen, als die wirtschaftlichen Realitäten zur Kenntnis zu nehmen. Das Land hat nun fertig, ist ein Fass ohne Boden, hätte nie aufgenommen werden dürfen. Heute ist jeder Euro dorthin kaum noch zu verantworten. Und immer ist die Ursache: Schlechte Politik, fehlender Mut zur Wahrheit, Gleichgültigkeit statt Leidenschaft. Das letzte Herzensprojekt, die Verfassung, die man zum Gedicht Europas hätte machen müssen, zum modernen Klassiker, zum Vorbild für die demokratischen Revolutionäre Arabiens, wurde schnöde versemmelt.

Fazit: Europa braucht einen neuen Anlauf. Eine neue Idee, neue Figuren. Merkel sollte, für den Anfang, Joschka Fischer nach Brüssel schicken.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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