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Westdeutsche Zeitung: Der Lehrermangel ist hausgemacht

Archivmeldung vom 26.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es war im Sommer 2008, als die Kanzlerin die "Bildungsrepublik Deutschland" ausrief. Aus heutiger Sicht war das eher ein Trugbild als eine Vision. Damals wie heute fehlt es an Lehrern, und es fehlt an jungen Menschen, die diesen Beruf überhaupt erlernen wollen. Selbst mit pensionierten Lehrkräften und Seiteneinsteigern lassen sich die Lücken nicht füllen.

Also wird bei Stundenzahl und Klassengrößen getrickst, was das System hergibt - mit dramatischen Folgen für die Unterrichtsqualität. Dabei sind die Ursachen für den Lehrermangel hausgemacht. Grund 1: die fehlende Reputation des Berufsstandes. Von Lehrern wird zwar erwartet, dass sie Kindern und Jugendlichen Bildung vermitteln, als Ersatzfamilie Defizite im Elternhaus ausgleichen, als Nebenberufssozialarbeiter fungieren und Reformen klaglos umsetzen. Dennoch tun sich Politik und Gesellschaft schwer, diese Leistung anzuerkennen. Grund 2: Ungerechtigkeiten bei der Besoldung - und zwar nicht allein zwischen verbeamteten und angestellten Lehrern. Auch Korrekturfach- oder Klassenlehrer werden nicht für ihre Mehrbelastung entlohnt. Grund 3: die Einstellungspolitik der Länder. Statt kontinuierlich Junglehrer anzuwerben, geht es um Kostenersparnis im Haushalt. Die Politik weiß zwar, dass beim Thema Bildung mit den Wählern nicht zu spaßen ist. Aber die werden mit dem Versprechen besänftigt, dass die demografische Rendite im System bleibt - dem Schülerrückgang wird nicht mit Stellenkürzungen begegnet. Doch das ist eine Milchmädchenrechnung, denn der pensionierte Physiklehrer wird trotzdem nicht in seiner Funktion ersetzt. Die Forderung der GEW, mehr junge Menschen auszubilden und Lehrkräfte einzustellen, ist richtig. Ein ungesteuertes Lehramtsstudium, in der Hoffnung auf einen sicheren Arbeitsplatz und eine Verbeamtung, ist indes fahrlässig. Denn so wird der Wechsel zwischen Lehrerarbeitslosigkeit und eklatantem Mangel weiter zementiert. Auch wenn auf der Liste der Mangelfächer längst nicht mehr nur die Naturwissenschaften und Englisch stehen, ist das Studium keine Jobgarantie. Die Zukunft des Junglehrers hängt von seinen Fächern, der Schulform und von der Region ab. Im Zweifel gerät da ein Studienrat für Deutsch und Geschichte leicht auf die Verliererstraße.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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