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WAZ: Oscar für "Die Fälscher"

Archivmeldung vom 26.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Kommerz ist der natürliche Feind der Kunst, wird manchmal behauptet. Dahinter steht der Gedanke, dass der wahre Künstler arm und verkannt ist und sein Werk nur als meisterlich zu gelten hat, wenn es lediglich einem ausgewählten Kreis der Erleuchteten zugänglich ist.

Solch Feingeisterei hat im Kino-Business wenig Platz. Filmen ist teuer, und ein Minderheiten-Programm entsprechend unpopulär. Dennoch entstehen immer wieder atemberaubende Meisterwerke, gern auch gewebt aus sperrigen Themen. Mit Hollywood verbinden wir das nicht unbedingt, aber zumindest einmal im Jahr rollt die Traumfabrik auch hierfür den Teppich aus.

Bei der Oscar-Verleihung werden also nicht nur Giganten wie "Titanic" oder "Herr der Ringe" umkränzt. Da blüht auch Vieles im Verborgenen, und es gibt sogar einen Preis für den besten Tonschnitt. Oder für den Trickfilm, einst eine Domäne für putzige Beiträge aus Warschau oder Prag, und für die Filmmusik, die ansonsten im Abspann zu verklingen droht.

Auch der Oscar für den besten Auslandsfilm ist nicht gerade der Star im Rampenlicht. Diesmal ging die Auszeichnung in dieser Kategorie an "Die Fälscher", einen Film, der an der Kasse eigentlich kein groß´er Knüller war. Nur 57 000 Kinogänger wollten ein KZ-Drama sehen, das auch dementsprechend früh auf den DVD-Markt geworfen wurde.

Davon hat sich die Oscar-Akademie, die für die Preisverleihung zuständig sind, aber nicht beeinflussen lassen. Die 5800 Mitglieder zählen kein Geld, sie sichten Qualität. Das liegt nicht unbedingt im Trend einer Industrie, die angesichts gewaltiger Etats immer öfter auf Nummer sicher geht und die Stoffe am liebsten für die Massen zuschneidet.

Der Glanz der Oscars fällt aber auch auf die Außenseiter. Für "Die Fälscher" eröffnet sich also eine zweite Chance, vielleicht sogar ein Comeback in den Kinos. Auch "Das Leben der Anderen" profitierte schließlich noch einmal vom Hollywood-Rummel.

Mehr sollten wir nicht erwarten. Hollywood lässt sich durch den Auslands-Oscar nicht aus den Angeln heben. Das muss auch nicht sein. Kunst und Kommerz gehen hier zuweilen wunderbare Partnerschaften ein. Unsterbliche Meisterwerke entstanden an einem Ort, an dem es nur selten um die Ehre, aber eigentlich immer ums Geld geht. Im Idealfall schließt sich das auch nicht einmal aus.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Ulrich Schilling-Strack)


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