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Aachener Nachrichten: Keine Kollektivstrafe - warum Israel auf die Morde nicht mit Bomben reagieren sollte

Archivmeldung vom 02.07.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Mord an den drei israelischen Jugendlichen ist ein abscheuliches Verbrechen. Es lässt sich durch nichts rechtfertigen. Völlig zu Recht ist die Empörung über die Bluttat groß. Auf der Suche nach den vermissten Jugendlichen hat die israelische Armee in den vergangenen zwei Wochen das von ihr besetzte Westjordanland durchkämmt. Durch diese Militäroperation kamen bisher mindestens fünf Palästinenser ums Leben. Auch sie waren unschuldige Opfer. Auch ihr Tod hätte uns tief empören müssen. Doch große Schlagzeilen blieben aus. Allenfalls als Randnotiz wurde ihr Sterben in den meisten deutschen Medien vermeldet.

Offenbar gibt es im Nahost-Konflikt immer noch Tote erster und zweiter Klasse, offenbar ist das Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer immer noch unterschiedlich verteilt. Natürlich bringt es wenig, wenn Israelis und Palästinenser ihre Toten nur gegeneinander aufrechnen. Genauso falsch ist es, wenn der Wunsch nach Rache das Denken der Konfliktparteien bestimmt, selbst wenn das menschlich nachvollziehbar ist. Noch schlimmer ist es aber, wenn Tote politisch instrumentalisiert werden. Diesen Weg scheint derzeit die israelische Regierung einschlagen zu wollen. Sie versucht, das Verbrechen an den drei Jugendlichen dazu zu nutzen, die Hamas wieder einmal als eine reine Terrororganisation darzustellen und damit die neue palästinensische Einheitsregierung, das Bündnis aus Fatah und Hamas, zu spalten und international zu isolieren. Dabei hat Regierungschef Benjamin Netanjahu bis heute keine Beweise vorlegen können, dass die Gruppe tatsächlich hinter den Morden steckt. Selbst israelische Kenner der Hamas halten deren Erklärung, nichts mit dem Verbrechen zu tun zu haben, für durchaus glaubhaft. Allerdings reicht es nicht, wenn die Hamas-Führung ihre Hände lediglich in Unschuld wäscht. Will sie international als politische Größe akzeptiert werden, muss sie die Morde klar verurteilen. Das hat sie bisher nicht getan. Möglicherweise aus der Angst heraus, mit einer deutlichen Distanzierung kleinen, weit radikaleren Palästinensergruppen in die Karten zu spielen. Natürlich hat die israelische Regierung ein Recht, darauf zu bestehen, dass die Mörder der drei Jugendlichen gefasst und verurteilt werden. Bisher hat sich die palästinensische Führung auch durchaus kooperativ verhalten. Während der Suche nach den vermissten Jugendlichen in der Westbank zog sie dort all ihre Polizisten ab, wo israelische Soldaten Razzien durchführten und hunderte willkürliche Verhaftungen vornahmen. Das haben manche Palästinenser als Zeichen der Schwäche verurteilt. Doch ihre Führung konnte so verhindern, dass die Lage weiter eskaliert. Netanjahu will so viel Weitsicht offenbar nicht zeigen. Er setzt auf militärische Stärke. Doch seine Regierung hat kein Recht dazu, die Palästinenser kollektiv für die Morde verantwortlich zu machen. Wer statt auf rechtsstaatliche Mittel auf Bomben setzt, bestraft nicht nur die Falschen, sondern verschärft die Lage weiter, provoziert förmlich eine dritte Intifada der Palästinenser. Will Netanjahu das wirklich?

Quelle: Aachener Nachrichten (ots)

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