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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Doping in Deutschland

Archivmeldung vom 14.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

»Schlussstrich« und »endlich« sind zwei ganz wichtige Worte, wenn es in Deutschland um Vergangenheitsbewältigung geht. Aktuelles Beispiel: die Aufarbeitung des Dopings in der DDR.

Fünf aktuelle Trainer des Deutschen Leichtathletikverbandes, vor der Wende tief verwurzelt im real existierenden systematischen Zwangsdopingsystem des Arbeiter- und Bauernstaates, haben eine Erklärung verfasst und sie sich vom Deutschen Olympischen Sportbund absegnen lassen, in der sie ihr Bedauern über ihr damaliges Handeln äußern. 20 Jahre nach dem Mauerfall soll damit alles vergeben und vergessen sein, da sie sich geistig-moralisch gewendet hätten und ihre Schuld bekannt haben. Eine besonders obskure Begründung für eine anzustrebende General-Absolution hat Walther Tröger, ehemaliger Chef des Nationalen Olympischen Komitees der Bundesrepublik, geliefert: Verurteilte Mörder würden doch auch schon nach 15 Jahren in Freiheit gelangen. Dieser Vergleich ist so abstrus, dass man ihn eigentlich blöd nennen müsste. Doch er erlaubt einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Sports. Vor der Wende resultierte die Überlegenheit der DDR-Sportler aus Sicht der bundesrepublikanischen Funktionäre zuerst aus dem systematischen Doping. Nach der Wende waren vor allem die Sportler und Trainer im Westen willkommen, die erfolgreich waren und ihre Verstrickungen hartnäckig leugneten. Ernsthaft ermittelt wurde nicht. Im Osten wie im Westen, wo über das Streben nach pharmakologischer Waffengleichheit der Mantel des Desinteresses gehüllt wurde. Und noch schlimmer: Die Wenigen, die sich vor und nach der Wende um die Aufarbeitung des Dopings in West und Ost bemüht hatten und dies heute noch tun, wurden diskriminiert und diskreditiert. Einige bis an den Rand ihrer nervlichen Belastungsfähigkeit. Zum Verzweifeln war und ist ihr Kampf ja auch. Denn die Faktenlage ist seit Jahrzehnten erdrückend. Ernüchternd ist deshalb nicht nur für den Molekularbiologen Werner Franke seit Jahren die Reaktion der nationalen und internationalen Sportverbände. Zur Erinnerung: 2004 erhielt Franke zusammen mit seiner Frau Brigitte Berendonk das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, vor allem als Auszeichnung für den Kampf »gegen die menschenverachtenden und kriminellen Methoden des Dopings«. Und die Sportverbände? Sie ignorieren seine Erkenntnisse. Nicht alle, die sich als Opfer des DDR-Dopingsystems bezeichnen, sind welche. Die Meisten haben relativ freiwillig mitgemacht, nur Wenige haben widerstanden. Die Einen von den Anderen zu unterscheiden, die Praktiken in den Hochdopingjahren in der BRD und DDR schonungslos offenzulegen und endlich jene dafür zu bestrafen, dass sie sich an massenhaften medizinischen Menschenversuchen verantwortlich beteiligt haben, dafür ist es jetzt allerhöchste Zeit. Und nicht für »Schlussstrich« und »endlich«.

Quelle: Westfalen-Blatt

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