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Schwäbische Zeitung: Scheiden tut gut

Archivmeldung vom 23.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt haben sich die katholischen Bischöfe also zur Scheidung entschlossen: Sie wollen ihren Verlagskonzern "Weltbild" loswerden, weil Teile des vielfach verschachtelten Unternehmens Geschäfte mit seichten oder - in katholischer Diktion - sündigen Produkten betreiben. Der Schritt leuchtet ein, er war spätestens nach der deutlichen Kritik des Papstes vor zwei Wochen de facto unvermeidlich geworden.

Weniger einleuchtend kommt dagegen die diesbezügliche Presseerklärung der Bischofskonferenz daher. Da wird den für den Skandal hauptverantwortlichen Kirchenfunktionären der zweiten Reihe das Vertrauen ausgesprochen; dafür wird jenen, die die traurige Wahrheit ordnungsgemäß ans Licht gebracht haben, beleidigt eine "verzerrende Darstellung" vorgeworfen. Hier wird der Konflikt erahnbar, der die katholische Kirchenorganisation in Deutschland vor eine Zerreißprobe stellt.

Während Bischöfe aufrecht versuchen, ihre Botschaft klar zu verkünden und sich an Evangelium und Papst orientieren, betreiben Macher im Apparat Machtspielchen. Noch mit dem Rücken zur Wand versuchen sie, die Oberhoheit über die Deutung des Skandals zu behalten. Hier zeigt sich: "Weltbild" ist nicht die einzige Organisation, die zu 100 Prozent den Bischöfen gehört, und die dennoch auf eigene Rechnung arbeitet. Hier haben die Chefs, theoretisch mit ungeheurer Souveränität ausgestattet, ihre Untergebenen in den Amtsstuben nicht mehr im Griff.

Vor zwei Monaten hat der Papst der katholischen Kirche in Deutschland eine "Entweltlichung" empfohlen. "Weltbild" ist nicht der schlechteste Beleg dafür, dass ein Konzern mit Milliardenumsatz nicht so recht zum Kerngeschäft der Kirche passt - auch ohne Schmuddelware. Die Gesetze, die für ein auf Gewinn-Maximierung fixiertes Unternehmen gelten, sind nicht die Gesetze der Kirche. Die Scheidung von "Weltbild" kann nur ein Anfang sein. Kirche hat ja doch irgendwie mit Glauben zu tun. Ist sie nicht glaubwürdig, kann sie ihren Laden zumachen.

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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