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Westfalen-Blatt: Zum Label "Grüner Knopf"

Archivmeldung vom 10.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Minister, der als Tiger gestartet ist, scheint nun als Bettvorleger zu landen. Die Forderung ist noch im Ohr, die Gerd Müller (CSU) nach dem Einsturz des Rana Plaza in Bangladesch erhoben hatte. Dort hatten auch deutsche Importeure eingekauft. Müller verlangte, dass Textilien, die hier verkauft werden, in sicheren Gebäuden, zu fairen Löhnen und sauberen Umweltbedingungen produziert werden.

Eine freiwillige Vereinbarung in einem Textilbündnis sollte dies gewährleisten. Sonst, so drohte Müller anfangs laut und später immer leiser werdend, werde er die Verpflichtungen in ein Gesetz fassen und vom Bundestag beschließen lassen. Inzwischen gingen mehr als fünf Jahre ins Land - sechs Jahre, in denen Experten des Ministeriums, der Industrie, des Handels, der Gewerkschaften und einiger Nichtregierungsorganisationen über unzähligen Papieren kreisten. Herausgekommen ist der »grüne Knopf« - kein Tiger, kein Elefant, nicht einmal eine Katze, höchstens eine kleine Maus.

Künftig wird es weiterhin und nun sogar mit staatlichem Siegel möglich sein, den Textilarbeiterinnen in den asiatischen und zunehmend auch afrikanischen Ländern Löhne zu bezahlen, die selbst unter den Bedingungen an Ort und Stelle nicht für ein menschenwürdiges Leben ausreichen. Auch in Fragen des Umweltschutzes lässt der »grüne Knopf« viele Forderungen unerfüllt. Das gilt vor allem für den Baumwollanbau und Einsatz von Pestiziden, Gentechnik und Wasserverbrauch. Nun ist auch ein Tippelschritt ein Schritt, und man könnte mit Gerd Müller sagen: Hauptsache, die Richtung stimmt. Allerdings gilt das Argument nicht für die Modefirmen, die sich selbst längst weitergehende Verpflichtungen gegeben haben, sich dafür eingehenden Kontrollen unterwerfen und dies auch durch Siegel wie zum Beispiel »Gots« bestätigen lassen.

Ihr Problem: Verbraucher sind teilweise nur begrenzt aufnahmefähig und können durch eine zu große Vielfalt an Siegeln überfordert werden. So müssen diese Modefirmen befürchten, dass ihre Mehrleistungen nicht mehr richtig gewürdigt und bezahlt werden. Ein ähnliches Argument führen Landwirte gerade gegen das geplante staatliche Tierschutzlabel ins Feld. Daran, dass der Tiger Gerd Müller in den vergangenen Jahren zum Bettvorleger mutiert ist, sind die Verbraucher allerdings nicht unschuldig. Ihr Gedächtnis ist vielfach so kurz wie der Erfolg von Primark, Kik und anderen Billiganbietern groß ist. Hinzu kommt der Siegeszug der Onlinehändler in der Modebranche. Amazon, Zalando & Co. denken offenbar gar nicht daran, irgendwelche freiwilligen Verpflichtungen zu unterschreiben. Das wird, so ist zu befürchten, mindestens so lange der Fall sein, so lange es nicht irgendwo in einer Bekleidungsfabrik zu einer neuen Katastrophe kommt.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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