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Börsen-Zeitung: Thiams Tage sind gezählt

Archivmeldung vom 02.10.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam wird die Affäre um die Beschattung des ehemaligen Divisionsleiters Iqbal Khan nicht überstehen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die vom Verwaltungsrat bei einer Zürcher Anwaltskanzlei bestellte interne Untersuchung den CEO von einer direkten Mitverantwortung freispricht.

Die Untersuchung habe keine Hinweise ergeben, dass Thiam die Überwachung Khans genehmigt oder von dieser Kenntnis gehabt hat, wird festgestellt. Doch selbst wenn man den Befund für bare Münze nimmt, kann er dem Chef zur Last gelegt werden. In diese Richtung gehen die Kommentare fast aller Beobachter, die den bizarren Fall in den vergangenen Tagen verfolgt haben. Man darf behaupten, dass Thiam von der Bespitzelung seines Mitarbeiters hätte wissen müssen, schließlich handelte es sich um den Vorzeigemann im Team des CEO und um dessen Zögling. Spätestens im Januar, als der Streit zwischen den beiden auf einer Party in Thiams Haus für alle Gäste sichtbar ausgebrochen war, hätte sich der Bankchef persönlich und transparent um eine einvernehmliche Trennung kümmern müssen.

Doch auch die Untersuchung selbst weckt Zweifel. Sie klammert ausgerechnet das gespannte persönliche Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten aus, ohne das die dramatische Eskalation nicht möglich gewesen wäre. Zu denken gibt auch der Umstand, dass der Verwaltungsrat den Sachverhalt von einer Anwaltskanzlei durchführen ließ, die zu den wichtigen Kunden der Credit Suisse zählt. Die Sache riecht danach, als hätte man nicht mehr herausfinden wollen als das wenige, das am Dienstag auf den Tisch gekommen ist.

Thiam und der Credit Suisse ist damit nicht geholfen. Der Glaubwürdigkeitsverlust raubt dem Bankchef die Kraft, die für die Führung eines Großkonzerns unabdingbar ist. Wer den Zusammenhalt der Credit Suisse sichern will, muss die zentrifugalen Kräfte zwischen den Investment-, Private- und Retail-Bankern um personelle Ressourcen, Investitionsmittel und Kapital beherrschen. Genau darauf gründete Thiams größte Leistung bei der Neuordnung der Bank. Nun soll er diese Aufgabe in seiner angeschlagenen Verfassung auch noch allein bewältigen, nachdem sein engster Manager, Chief Operating Officer Pierre-Olivier Bouée, über die Klinge springen musste.

Kaum vorstellbar, dass der Verwaltungsrat und Thiam die Unlösbarkeit dieses Problems nicht selbst erkennen. Die Führung spielt auf Zeit, bis ein Nachfolger gefunden ist. Lange kann sie sich dabei nicht gedulden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Daniel Zulauf

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