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Neues Deutschland: zur Debatte um die AKW im Lichte der Ereignisse in Japan

Archivmeldung vom 14.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Röttgens Argument in den ARD-Tagesthemen am Samstagabend, die Regierung wolle einer Grundsatzdebatte nicht ausweichen, wenn man »nicht mehr in einer akuten Gefahrenabwehrsituation ist«, bedeutet übersetzt gerade so viel: Gebt uns Zeit, bis die Bilder der Explosionswolke über Fukushima und die Sorge vor der wieder mal sichtbar gewordenen Gefahr der Atomenergie sich verflüchtigt haben.

Nicht anders lauteten die Parolen 1979, als eine komplette Kernschmelze im US-amerikanischen Atomkraftwerk von Harrisberg gerade noch abgewendet werden konnte, nicht anders lauteten sie nach der Reaktorexplosion 1986 im sowjetischen AKW Tschernobyl. Wer die Atomenergie angesichts dieser Belege für grundsätzlich unbeherrschbar erklärte und einen schnellstmöglichen Ausstieg aus derselben verlangte, wurde nach wenigen Wochen, in denen die Politik ihre Betroffenheit veräußert hatte, wieder als Fortschrittsfeind abgestempelt. Bei Tschernobyl und Fukushima, zuvor in Harrisburg, Sellafield und Tscheljabinsk, in denen sich bislang nukleare Unfälle der höchsten Kategorien 5 bis 7 abspielten, offenbarte sich das, was die Betreiber das »Restrisiko« nennen. Es ist dies jenes Risiko, das über den sogenannten »Größten Anzunehmenden Unfall« (GAU) hinausgeht, den die Sicherheitsstandards eines AKW beherrschen sollen, ohne dass es zur Kernschmelze kommt oder eine bedeutende Menge an radioaktivem Material nach außen tritt. Mal war es ein unvorhergesehener Pumpenausfall, mal war es eine fehlgelaufene Testabschaltung, jetzt waren es eine nicht einkalkulierte massive Erschütterung und ein kompletter Stromausfall, die dieses »Restrisiko« zum realen Ernstfall machten. Natürlich ist in Hessen oder Nordrhein-Westfalen nicht mit einem vergleichbar schweren Erdbeben oder einem Tsunami zu rechnen - »nach menschlichem Ermessen« nicht, wie die Kanzlerin weiß. Aber weiß sie und wissen die anderen, die uns die Atomanlagen ins Land pflasterten, ihre Laufzeit verlängerten und ihre strahlende Hinterlassenschaft in rostenden Fässern in den Salzbergwerken der Asse und Gorlebens unterpflügen oder oberirdisch in den Hallen des stillgelegten AKW Lubmin lagern, wo das menschliche Ermessen in unserem Land sein Restrisiko hat?  Tatsächlich gibt es - neben der helfenden Solidarität mit den Erdbebenopfern in Japan - eine ganz und gar nicht unwichtige Konsequenz: alle AKW schnellstmöglich kontrolliert stillzulegen, zügig andere, regenerative Energieformen zu erschließen und unsere Lebensgewohnheiten auf Energiesparsamkeit umzustellen. Wenn die Politik dies verweigert, dann gibt es nur eins: die Abschaltung aller Atomparteien - beginnend am kommenden Wochenende bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt und am übernächsten Wochenende in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Das ist Innenpolitik? Aber natürlich: Mit dem weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie können die Japaner nur in Japan, die Russen nur in Russland, die Franzosen nur in Frankreich und die Deutschen nur - ja, wo? - in Deutschland beginnen.

Quelle: Neues Deutschland

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