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Naive Hoffnung: Chipmangel in der Autoindustrie

Archivmeldung vom 08.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Bosch hat am Montag eine Halbleiterfabrik in Dresden eröffnet und damit die Bedeutung von "Silicon Saxony" für die europäische Chipfertigung weiter gesteigert. Jeder dritte in Europa produzierte Halbleiter kommt bereits aus der Region, der dennoch nur eine geringe Rolle in der globalen Halbleiterversorgung zukommt. Die Knappheit, die in dem Markt weiter vorherrscht und von der primär die Automobilhersteller betroffen sind, wird das neue Bosch-Werk jedenfalls nicht beheben - auch wenn auf dem Nachbargrundstück genug Platz ist, um das Werk dort zu spiegeln und die Produktionskapazität damit zu verdoppeln.

Bosch-Chef Volkmar Denner rechnet ohnehin damit, dass sich der Halbleitermangel noch bis ins zweite Halbjahr 2022 hineinziehen kann. Der in Singapur ansässige Auftragsfertiger Flex fürchtet gar, dass sich die Knappheit für bestimmte Halbleiter bis ins Jahr 2023 hinziehen könnte. Entsprechend werden Kapazitäten längst nicht nur in Europa, sondern global ausgebaut. Die EU plant dabei bis 2030 eine Verdopplung ihres Anteils an der weltweiten Halbleiterproduktion. An diesem Mittwoch sollen die Details zu den ambitionierten Plänen vorgestellt werden, denen sich im Grundsatz bereits mehr als 20 Länder angeschlossen haben. "Wir möchten zurück zu unserem früheren Marktanteil an der Produktion", erklärte EU-Industriekommissar Thierry Breton. Der ehemalige CEO von France Telecom führt den Ab­sturz des europäischen Marktanteils auf eine zu große Naivität in der Vergangenheit zurück.

Gewagt ist allerdings auch das Ziel Bretons, Europa zu früheren Marktanteilen zurückzuführen. Denn selbst wenn das ambitionierte Ziel der Verdopplung des Anteils bis 2030 auf 20% gelingen würde, wäre Europa noch nicht einmal bei der Hälfte des Anteils von 1990. Laut Boston Consulting Group kommen Taiwan, Südkorea und Japan aktuell auf 60% Marktanteil. Neben Europa bauen die USA und China ihre Halbleiterfertigung mit Macht aus, so dass es wohl schon eines enormen Wachstums bedarf, um nur den aktuellen Anteil von 10% zu halten.

Viel Geld bereitzustellen, wird kaum dafür sorgen, dass Halbleiterwerke plötzlich wie Pilze aus dem Boden schießen. Saftige Subventionen sind in der Branche global üblich. Was nötig wäre, ist ein Bürokratieabbau, der schnelle Projekt-Umsetzungen sowie Rechtssicherheit bietet. Dass sich die in Europa üblichen bürokratischen Verfahren mit dem global höchsten Wachstumstempo paaren lassen, mag eine Hoffnung sein, aber diese wäre dann auch reichlich naiv.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Sebastian Schmid

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