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Rheinische Post: Macht hoch die Tür!

Archivmeldung vom 24.12.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.12.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser

Würden Maria und Josef heute bei uns anklopfen, bliebe die Tür womöglich verschlossen: Kein Platz in der Herberge - nicht mal in der Krippe! Wie damals Bethlehem sieht sich hierzulande nahezu jede Stadt außerstande, Menschen aufzunehmen, die keine Bleibe haben. Zwei Drittel der Deutschen sorgen sich, dass Migranten die Sozialsysteme aushöhlen und Konflikte verursachen. Krasse Einzelfälle von Missbrauch der Gastfreundschaft - und eine halbherzige Handhabung bestehender Gesetze - schüren die Ängste der Mehrheit in unserem Lande.

Mehrheiten aber bestimmen das Handeln der Politik. Ein böser Kreislauf: Gerade einmal 10 000 Verfolgte dürfen aus dem Bürgerkriegsland Syrien zu uns kommen! Können wir uns mehr nicht leisten? Die Bilder von untergegangenen Schiffen und Leichen am Strand von Lampedusa bewegen uns - vorübergehend. Werden sie nicht mehr in unsere Wohnzimmer gesendet, schaltet sich auch unser Problembewusstsein ab. Das Elend aber bleibt. Lampedusa ist Sinnbild dafür, dass sich weltweit Millionen von Menschen auf der Flucht befinden. Sie fliehen vor Krieg und Not, Verfolgung und Hunger. Aus Sehnsucht nach einem menschenwürdigen Leben in Freiheit riskieren sie alles - sogar ihr Leben und das ihrer Kinder. Viele scheitern . . . Die Bezeichnung Armutsflüchtlinge qualifiziert sie ab zu lästigen Bittstellern - zu einer vermeintlichen Gefahr für Wohlstand und Frieden in den gesättigten Wirtschaftszonen der westlichen Welt.

Der Begriff schürt die Angst vor Enteignung und verschweigt die Möglichkeiten der Gegenseitigkeit! Gleichzeitig suggeriert er die Beendbarkeit der Völkerwanderung durch harte Abschottung: Die USA errichten eine Süd-Mauer, die EU verrammelt Lampedusa und Gibraltar. Sogar die inneren Grenzen Europas schließen sich wieder. Solange internationale Tragödien dem nationalen Egoismus unterworfen werden, sind Lösungen fern. Der Umgang mit dem Fremden ist seit Menschengedenken mit Ängsten und Mühe verbunden und bringt innenpolitisch kaum Wählerstimmen. Dabei kann es doch längst nicht mehr um ein "ob" oder "ob nicht" gehen, sondern nur noch um ein "wie"! Längst nicht mehr um die Verteilung von Almosen, als die sich Asylpolitik und Entwicklungshilfe lange missverstanden haben.

Es geht um die Anerkenntnis einer Verantwortung für eine menschliche Welt! Die Kernfrage lautet: Was können / wollen / müssen wir tun? "Macht hoch die Tür", ist nur ein Teil unserer Aufgabe, menschliche Not zu lindern, ein anderer lautet: Geht auch an die Quelle des Elends. Aufnahme hier - und Hilfe zur Selbsthilfe dort, wo die Menschen herkommen! Dabei fehlt es, weiß Gott, nicht am Geld. Es fehlt vor allem am Mut und Verantwortungsbewusstsein derer, denen es gut geht. Anderen Asyl zu gewähren, ihnen einen Platz in der "Herberge Deutschland" einzuräumen, erfordert die Bereitschaft zum Verzicht. Das fällt uns nicht leicht, weil wir den Wohlstand als selbst erarbeitetes Verdienst ansehen und nicht als Glücksfall, weil Dankbarkeit die Erkenntnis voraussetzt, etwas geschenkt bekommen zu haben.

Die Deutschen sind davon überzeugt: Uns hat niemand etwas geschenkt! Doch auch ihnen wurde geholfen. Erinnern wir uns. Und nehmen wir die Botschaft von Weihnachten ernst: Eine Geschichte, wie sie zeitgemäßer nicht sein könnte: Die Geschichte von einem Neugeborenen fern der Heimat, der in einem Stall das Licht der Welt erblickt, um selber zum Licht der Welt zu werden. Gläubige Menschen akzeptieren die gottgegebene Verantwortung für das Teilen als eine Grundlage ihrer Religiosität. Selbst muslimische Mitbürger feiern mit Freude die christlichen Feste des Schenkens: St. Martin, Nikolaus - und Weihnachten. Hier kommt der tapfere Versuch des südamerikanischen Papstes, nicht nur auf persönlichen, sondern auch auf kirchlichen Prunk zu verzichten, zur rechten Zeit. Er zeigt, dass Glaube, Demut und Barmherzigkeit verkrustete Strukturen verändern können. Franziskus macht Mut, indem er den Bootsflüchtlingen die Hand reicht. Eine frohe Botschaft: Weihnachten 2013 eher als "Macht hoch die Tür!" denn bloß als "Oh Tannenbaum!

Quelle: Rheinische Post (ots)

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