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Lausitzer Rundschau: Der Krieg und seine Bilder

Archivmeldung vom 20.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gerhard Schröder und Joschka Fischer nannten Afghanistan eine "Friedensmission", CDU-Verteidigungsminister Franz-Josef Jung sprach von einem "Stabilisierungseinsatz". Acht Jahre lang, bis 2009, hat die deutsche Politik das Geschehen fern am Hindukusch verharmlost, hat daraus eine Art Brückenbauen mit Begleitschutz gemacht. Sie hat sich damals übrigens auch relativ selten sehen lassen an der Front, die nicht so hieß, sondern verschämt "deutscher Verantwortungsbereich". Kanzlerin Angela Merkel fand erst Ende 2007 zum ersten Mal den Weg dorthin.

Politik und Öffentlichkeit schoben die Lage in Afghanistan weit von sich weg. Die Soldaten wurden ziemlich allein gelassen. Die Folgen für die Strategie des Einsatzes ebenso wie für die Ausrüstung der Soldaten waren teilweise verheerend. An der jüngsten Reisewelle Richtung Kundus sieht man, wie sehr sich die Lage verändert hat. Karl-Theodor zu Guttenberg, der am Sonnabend die Kanzlerin begleitete und damit schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche vor Ort auftauchte, hat schon einen Afghanistan-Koffer mit braunem Rollkragenpullover, Blouson und schweren Tropenstiefeln. In jeder Lage fotogen. Bei den vielen Bildern von den gemeinsamen Essen in der Kantine, von den Gesprächen im Vorposten und den Tannenbaumübergaben im Lager, bei dieser ganzen Popularisierung samt Kerner-Show und Ministergattin kriegt man unwillkürlich Lili Marleen ins Ohr: "Vor der Kaserne, vor dem großen Tor." Guttenberg sprach als erster von einem "kriegsähnlichen Konflikt" und steigerte sich dann noch. Die Soldaten würden es Krieg nennen, er auch. Angela Merkel hat bei ihrem jüngsten Blitzbesuch am Wochenende auch diese Feinheiten beiseitegeschoben und klar von Krieg gesprochen. Für die Soldaten ist die Entwicklung zweifellos positiv: Sie schafft endlich eine realistische Wahrnehmung der Lage, was auch für realistische Entscheidungen nicht ganz unbedeutend ist. Und sie schafft so etwas wie Anerkennung. Aber warum ist das Kriegsgerede plötzlich für die Regierenden so risikolos und die Frontbesuche so attraktiv? Sind die Deutschen kriegsbegeisterter geworden? Mitnichten. Der Grund ist ganz einfach, dass die Bundeswehr in einem Jahr mit ihrem Abzug beginnen wird. Jetzt, wo er fast vorbei ist der Krieg, will die Politik schnell noch ein wenig von "unseren" Helden profitieren, ehe sie wieder nach Hause kommen. So läuft die Geschichte in Afghanistan und endet damit so verdruckst und verlogen, wie sie begann.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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