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WAZ: Europa und die neue Führung

Archivmeldung vom 21.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Reaktionen auf das neue Spitzenduo der Europäischen Union war bescheiden. Doch mehr als diese beiden Kompromisskandidaten, die außerhalb ihrer Heimatländer kaum jemand kennt, war bei der Besetzung der Ämter offensichtlich nicht drin.

So ist Europa: kleinmütig und ein bisschen müde nach dem zermürbenden Kampf um den Vertrag von Lissabon. Vor allem aber bleibt die EU geprägt von den Egoismen der Einzelstaaten. Es gibt sie nicht - die Vereinigten Staaten von Europa, nicht einmal mehr als Vision. Deshalb gibt es auch keine starke Führungspersönlichkeit an ihrer Spitze, mit der Europa ein Gesicht und US-Präsident Barack Obama ein mächtiges Gegenüber bekommen hätte. Das einzig Starke aus Europa bleibt der Euro.

Für alle, die der großen europäischen Idee anhängen, ist das eine herbe Enttäuschung, eine hasenfüßig vertane Chance auf einen großen Schritt nach vor. Doch so einfach sind die großen Schritte eben nicht. 27 Staats- und Regierungschefs sollen Macht abgeben, müssen sich verständigen und sprechen nicht einmal die gleiche Sprache. Wer über den europäischen Pragmatismus die Nase rümpft, sollte einen Blick ins Ruhrgebiet riskieren. Auch hier weiß man nicht erst seit gestern, dass die Zukunft der Region viel mit Zusammenarbeit, Zusammenwachsen und Verständigung zu tun hat. In Sonntagsreden wird das auch immer wieder gepredigt. Wenn es dann aber um den Bau einer Arena, eines Schwimmbades oder Shoppingtempels geht, haben kommunale Politiker nur die eigene Stadt im Auge. Und an Sprachproblemen und den kulturellen Unterschieden von nördlichem und südlichem Ruhrgebiet scheitert es hier nicht.

Die Europäische Union hat ein Identitätsproblem. Die Brüsseler Bürokratie wird als Moloch empfunden, als Abschiebebahnhof für daheim unbequem gewordene Politiker - siehe Günther Oettinger. Dabei müssten es die besten Köpfe sein, die dort Politik machen. Nur so kann Europa stark gemacht werden.

Das ist nicht gewollt. Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy müssen nicht befürchten, von Van Rompuy in den Schatten gestellt zu werden. Aber man sollte ihn auch nicht unterschätzen. Van Rompuy hat Ruhe, Ordnung und ein bisschen Frieden in das belgische Regierungs-Chaos gebracht. Er ist ein Stratege, kein Lautsprecher. Ja, er hat außerhalb von Belgien keinen Namen. Aber kluge Verbraucher wissen: Hinter so manchem No-Name-Produkt verbirgt sich eine Edelmarke. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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