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Kapitaler Fehler

Archivmeldung vom 27.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bei SAP gibt es laut Finanzvorstand Luka Mucic klare Richtwerte, wie weit die tatsächlichen Zahlen von den Analystenschätzungen abweichen müssen, um eine Vorabmeldung auszulösen. Nach dem dritten Quartal seien diese nicht erreicht worden. Eine Rekalibrierung scheint nach 22 Prozent Kursverlust damit dringend nötig. Denn was SAP am Sonntagabend publiziert hat, war ein für die Anleger schwer verdaulicher Nachrichten-Cocktail.

Unerwartet geringe Cloud-Erlöse, eine gesenkte Jahresprognose und ein Mittelfristausblick, der wesentliche Margenziele aufgibt. Im Ergebnis verdampften mehr als 30 Mrd. Euro Börsenwert binnen eines Handelstages.

SAP, die damit wirbt, Firmen einen besseren Einblick in zukünftige Entwicklungen zu geben, ist damit selbst ein kapitaler Fehler unterlaufen. Allein wenn geplant war, einen Strategieschwenk in Richtung Cloud mit einem Absenken von mittelfristigen Zielen zu verkünden, hätte das Unternehmen noch sensibler darauf achten müssen, wie dies in Kombination mit dem Zwischenbericht aufgenommen werden würde. Dass SAP sich so offensichtlich verkalkuliert hat, dürfte auch daran liegen, dass zuletzt einige Nachrichten des Konzerns, die Kursrückschlagpotenzial geboten hatten, von den Investoren stoisch ertragen worden waren - darunter das plötzliche und vollkommen unerwartete Ende der Doppelspitze mit dem Abschied von Co-Chefin Jennifer Morgan in diesem Frühjahr.

Doch auch hier hat sich SAP verkalkuliert. Die Personalveränderungen wurden so ruhig aufgenommen, weil der Konzern trotz aller Rochaden am Ende stets die versprochenen Ziele getroffen hat. Nun, da auch dieses Versprechen aufgelöst scheint, sind offenbar unterdrückte Zweifel an die Oberfläche getreten. Dass die Anleger wohl kein Branchenproblem erkennen, sondern ein primär unternehmensspezifisches, zeigt der verhältnismäßig geringe Kursrückgang beim Rivalen Oracle.

Nüchtern betrachtet ist der SAP-Kurs-GAU angesichts des berichteten Zahlenwerks und der weniger profitablen Mittelfriststrategie zwar überzogen. Die Cash-flow-Entwicklung ist ungebrochen positiv, und auch die Cloud-Marge legt trotz des geringeren Wachstums zu - sogar bei der geschrumpften Reisekostenabrechnungssoftware Concur. SAP hat am Montag nicht den strategischen Kurs verloren, dafür aber massiv an Vertrauen bei den Anlegern eingebüßt. Das wieder aufzuholen, ist kurzfristig sicher ebenso wichtig, wie der Cloud wieder zu mehr Wachstum zu verhelfen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Sebastian Schmid

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