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Berliner Morgenpost: Israel bedroht sich vor allem selbst

Archivmeldung vom 13.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Israels Ministerpräsident Netanjahu kann sich glücklich schätzen, dass die meisten Israelis noch nicht geboren oder noch keine Bürger des Landes waren, als sich der Staat am Mittelmeer im Juni 1967 anschickte, seine Nachbarn zu überfallen, weil ihm sonst die Vernichtung gedroht hätte. Wären sie 1967 schon am Leben und bewusst denkende Menschen gewesen, so wäre in den letzten Tagen ein Aufschrei durch das Land gegangen, dessen Schall sämtliche Minister von ihren Sesseln gefegt hätte.

Israel lebt aber nicht mehr im Krisenjahr 1967. Seine einstigen Ideale werden kaum noch gepflegt. So kann sich seine Regierung im Allgemeinen - Außenminister Lieberman und Innenminister Jischai im Besonderen - weiter so rüpelhaft benehmen als seien Halbstarke am Werk. Die Umgangsformen sind nebensächlich. Bedrohlich ist: Israel steckt in einer Lage, die der in den Wochen vor dem Sechstagekrieg gleicht, und verfügt in dieser dramatischen Situation über eine Elite, deren Mitglieder zum Teil gegen die Interessen des Landes arbeiten. Damals wie heute stand der jüdische Staat vor der Gefahr, ausgelöscht zu werden. Waren es vor gut 40 Jahren die Ägypter, die mit der Sperrung der Meerenge von Tiran den israelischen Lebensnerv zu zerreißen drohten, ist es heute der Iran, der das Land mit seinen Atomwaffen gefährden wird. Israel verfügte damals über eine Führung, die in der Lage war, die eigenen Fähigkeiten zu ermessen, um die wenigen Verbündeten an sich zu binden und nie zu vergessen, dass zwei Millionen Israelis rund 100 Millionen Arabern gegenüberstanden. Israel heute leidet dagegen unter einer Führung, die nicht mehr krisenfähig ist, weil sie ihre Stärken nicht einzuschätzen vermag. Während die einen (wie der Außenminister) so tun, als sei Israel das Sowjetimperium auf dem Höhepunkt seiner Macht, kümmern sich die anderen (wie der Innenminister) nur um ihre nationalreligiösen Belange. Dazwischen steckt Netanjahu. Er setzt auf die außenpolitische Schwäche des US-Präsidenten und glaubt tun zu können, was ihm beliebt. So darf sein Innenminister die USA, den wichtigsten Verbündeten Israels, vor den Kopf stoßen - und das noch, während Vizepräsident Biden im Land weilt. Amerika hätte viele Möglichkeiten, Israel Probleme zu bereiten. Allein ein amerikanisches Nichtstun würde sich in der mittelöstlichen Region verheerend auswirken, zumal Teheran derzeit alles versucht, die Hisbollah im Libanon zu einem Krieg gegen Israel zu bewegen, um von sich selbst abzulenken. 1967 meisterten Mosche Dajan, Jizchak Rabin und Abba Eban die Krise. Nach dem Sieg im Sechstagekrieg gab Außenminister Eban seinen Landsleuten eine Lehre mit auf den Weg: "Dauerhafte Herrschaft über eine andere Nation lässt sich nur durch eine Ideologie und Rhetorik der Selbstherrlichkeit und Exklusivität rechtfertigen, die mit dem moralischen Erbe des prophetischen Judaismus und des klassischen Zionismus unvereinbar ist." Wo sind die Anhänger dieses Zionismus heute? Sie wüssten, wie bedroht Israel ist, wenn es so weitermacht.

Quelle: Berliner Morgenpost

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