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Im zweiten Coronaschock

Archivmeldung vom 31.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Vor gut einer Woche hat Gertrud R. Traud in ihrer Keynote auf dem Investmentfondstag der Börsen-Zeitung noch vor einer deutlichen Korrektur am Aktienmarkt gewarnt. Denn die Anleger hätten angesichts des massiven Anstiegs der Neuinfektionen "zu viel Gelassenheit" geübt. Jetzt hat die dramatische Ausbreitung der Pandemie nicht nur zu einem Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland und in etlichen anderen Staaten geführt.

Der zweite Coronaschock hat, wie von der Chefvolkswirtin der Helaba befürchtet, auch die Aktienmärkte erreicht: Der Dax hat in der abgelaufenen Woche 8,6% auf 11.556 Zähler verloren. Und die Kurse etlicher Unternehmen, welche - wie Fraport oder CTS Eventim - der Lockdown light besonders trifft, haben sich stark nach Süden orientiert. Als Belastungsfaktor ist noch die Senkung der Langfristprognose von SAP hinzugekommen, die den Kurs des Konzerns binnen Wochenfrist um 26,7% abstürzen ließ.

SAP sind jetzt zumindest sehr viel preiswerter zu haben, und die Analysten von Independent Research betonen, dass der Wachstumstrend des Tech-Konzerns ungebrochen ist. Insofern stehen die Chancen gut, dass bei SAP eine Einstiegsgelegenheit für langfristig orientierte Investoren vorliegt. Mister SAP, Aufsichtsratschef Hasso Plattner, ist jedenfalls von seiner Company überzeugt und hat für 300 Mill. Euro auf dem ermäßigten Niveau Aktien gekauft und dazu auch noch Stücke verpfändet.

Wohin steuert nun aber der deutsche Aktienmarkt? Ein weiteres Durchsacken nach unten ist kurzfristig gut möglich, sagen mehrere technische Analysten, die vermehrte Anzeichen der Schwäche feststellen. "Die letzten Tage vor der US-Wahl bedeuten für die Finanzmärkte wahrscheinlich den Höhepunkt der Unsicherheit", sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Denn neben der sich verschärfenden Pandemie sorgen die Wahl des US-Präsidenten und die Entscheidung über den Brexit für Nervosität an den Märkten. "Kurzfristig bedeutet das für den November noch erhöhte Schwankungsanfälligkeit für die Börsen", so Greil. Denn wie sich die drei genannten Belastungsfaktoren entwickeln, das weiß letztendlich keiner.

Bezüglich der US-Wahl kommt es hoffentlich in der kommenden Woche zu einem klaren Ergebnis. Denn ein Patt dürfte die Aktienmärkte weltweit zusätzlich belasten. Manfred Hübner, Geschäftsführer von Sentix, stuft alles, was kein Patt ist, als positiv ein. Dann könne nach der Wahl der "Honeymoon" am Aktienmarkt beginnen, den Hübner bei der Analyse des US-Präsidentschaftszyklus festgestellt hat. Und wenn Joe Biden, wie derzeit erwartet, siegt, kann auch das angekündigte massive Konjunkturprogramm der Demokraten starten.

Darüber hinaus muss es auch nicht zu einem Hard Brexit kommen. Traud rechnet hier mit einem "EU-typischen Vorgehen", sprich, man werde sich auf den letzten Drücker noch auf ein Freihandelsabkommen einigen.

Bleibt noch die Coronavirus-Pandemie, deren Verlauf natürlich in höchstem Maße unsicher ist. "Der Teil-Lockdown setzt die Wirtschaft unter Druck", stellt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank, fest. Nach der kräftigen Erholung der Wirtschaft im dritten Quartal sei nunmehr ein Rückfall in eine leichte Rezession nicht unwahrscheinlich.

An den Aktienmärkten ist vor allem bei Titeln, die der teilweise Lockdown besonders trifft, große Vorsicht geboten. Die Kurse dieser Unternehmen könnten in den kommenden Tagen regelrecht zerbröseln. Trotz all dieser Unwägbarkeiten erscheinen Aktien aber zumindest mittelfristig durchaus aussichtsreich. Denn der erste Corona-Crash hat gezeigt, dass die Notenbanken und die Staaten auf der Seite des Anlegers stehen. Das sollte auch dem Dax helfen. "Die EZB wird auch in der zweiten Welle da sein", hat ihre Präsidentin Christine Lagarde diese Woche erklärt. Volker Schilling von Greiff Capital Management übersetzt ihre Botschaft mit: "Fürchtet euch nicht." Die Zentralbank stehe Gewehr bei Fuß, um bei Bedarf weitere Maßnahmen zu ergreifen. Schilling rechnet sogar damit, dass die Währungshüter im Dezember beginnen werden, sich am Aktienmarkt zu engagieren.

"Es bleibt ein Umfeld, das positiv für Aktien ist", analysiert Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment. Und DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen stellt fest: "Betrachtet man Aktien in Relation zu Anleihen, gibt es noch eine Menge Luft nach oben." Schilling rät passend zum (meist ausgefallenen) Halloween: "Nutzen Sie die Kursrückgänge, um sich einen schönen Korb mit Süßem zu füllen."

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Werner Rüppel

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