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DER STANDARD: Schnürschuh statt Lkw, Pike statt Gewehr - die Regierung weiß nicht, was sie tut

Archivmeldung vom 21.07.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Infanterie ist die klassische Fußtruppe. In den vergangenen Jahrzehnten hat man diese Soldaten mit Fahrzeugen ausgerüstet - leichte Lkws sind inzwischen sogar bei den Truppen von Drittweltstaaten und bei Rebellengruppen Standard, moderne Armeen schützen ihre Infanteristen mit leichten Panzerfahrzeugen.

Anders das österreichische Bundesheer: Hier werden der Jägertruppe (wie man die Infanterie hierzulande putzigerweise nennt)_derzeit ganz systematisch die Fahrzeuge weggenommen. Die alten Pinzgauer seien in Betrieb und Wartung zu teuer, heißt es - außerdem soll es private Käufer geben, die immerhin ein paar Tausend Euro dafür zahlen werden. Und die Infanterie soll gefälligst zu Fuß gehen, wie sie das jahrtausendelang gemacht hat.

Soll sie vielleicht auch wieder auf die Pike zurückgreifen, weil das Herumballern mit dem Sturmgewehr das Budget zu sehr belastet?

Noch ist das nicht entschieden - wohl aber hat das Verteidigungsministerium in der Vorwoche angeordnet, dass jene Soldaten, deren Org-Plan-mäßige Waffe ohnehin der Schreibtisch ist, ihre Schreibstuben nicht mehr für die Schießausbildung verlassen müssen: In einem Befehl der Gruppe Ausbildungswesen heißt es "entsprechend den Vorgaben, kurzfristig auch in militärische Kernkompetenzen einzugreifen, um erforderliche Budgeteinsparungen 2014 zu erzielen", würde die "Schießverpflichtung für Sturmgewehr und Pistole" im Bereich der Zentralstelle und der Heeresverwaltung ausgesetzt.

Das fügt sich prächtig in das Abrüstungsprogramm ein, das die Bundesregierungen - nicht nur die aktuelle, sondern auch ihre Vorgängerinnen - dem Bundesheer in den vergangenen Jahren verpasst haben: Artillerie und Jagdpanzer hat man längst verklopft, Kampfpanzer braucht man offenbar auch nicht mehr. Und vor der Leistungsfähigkeit der vor zwölf Jahren gekauften Eurofighter sind die Verantwortlichen offensichtlich noch mehr erschrocken als vor den Betriebskosten: Kaum hatte der damalige Verteidigungsminister Norbert Darabos die ersten Hochleistungsflieger übernommen, ließ er deren für den Luftkampf wichtige Systeme ausbauen - und die Luft-Boden-Kampffähigkeit war überhaupt kein Thema mehr.

Damit wurden die Kampfjets zu reinen Luftpolizeiflugzeugen degradiert, die man nicht einmal dann in einen Einsatz schicken könnte, wenn eine künftige Regierung bereit wäre, die der österreichischen Wirtschaftskraft entsprechende Verantwortung bei internationalen Friedenseinsätzen zu übernehmen. Konsequenterweise wird auch die Pilotenausbildung reduziert und der Betrieb eingeschränkt: Die Kosten für Treibstoff und Instandhaltung von Fliegern, die in anderen Staaten einen verschwindenden Anteil an den (dort viel höheren) Wehrbudgets haben, werden in Österreich zum Politikum. Zum Politikum wurde auch die Wehrpflicht, da hat man das Volk vor eineinhalb Jahren befragt - und dann beschlossen, nichts weiter zu unternehmen.

In den Kasernen ist die Wehrdienstreform allenfalls in Form von Gratis-WLAN und ein paar Sportstunden angekommen - aber von einer konsequenten militärischen Ausbildung für eine Funktion in einer verfassungskonformen Milizarmee ist nichts zu merken. Die Rekruten fragen sich zu Recht, wozu dieses Bundesheer eigentlich gut sein soll. Und die Regierung hat selbst keine Antwort darauf.

Quelle: Der Standard (ots)

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