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Börsen-Zeitung: Rückkehr der alten Zeiten

Archivmeldung vom 06.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das waren noch Zeiten, mag sich so mancher Hedgefondsmanager und US-Investmentbanker sagen, als man am Ölmarkt noch so richtig viel verdienen konnte. Als der Ölpreis mit den Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage rein gar nichts mehr zu tun hatte und nur noch Spielball spekulativer Gelder war, die zuhauf in den Markt strömten.

Als der Ölpreis eigentlich nur den Weg nach oben kannte und bis auf ein Allzeithoch von 147,27 Dollar je Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate emporschoss.

In den guten alten Zeiten reichte es für kräftige Preissteigerungen in der Regel schon aus, wenn Analysten einer renommierten Bank eine neue Studie streuten, die noch höhere Ölpreise als unvermeidlich darstellte. Wobei die stetige Verteuerung andere Analysten unter Druck setzte, ebenfalls ihre Prognosen nach oben anzupassen. Bis zu 200 Dollar wurden damals vorausgesagt - diese Prognose stammte übrigens von dem US-Institut Goldman Sachs. Unterstützt von den spekulativen Geldern hatte sich die Rally selbst immer weiter angeheizt - bis dann der Absturz erfolgte.

Wie es scheint, kehren genau diese Zeiten zum Frohlocken der Investoren an den Ölmarkt zurück. Am Donnerstag hat Goldman Sachs die Ölpreisprognose erneut kräftig angehoben, und prompt reagierte die Notierung mit einem Kurssprung von 5%. Am Freitag ist sie dann auf ein Siebenmonatshoch von 70,32 Dollar geklettert. Vergessen ist damit das durch die Krise bedingte Intermezzo, als sich der Ölpreis am 21. Dezember 2008 bis auf 33,87 Dollar zurückbildete. Seither, also in nur fünf Monaten, hat sich der Ölpreis mehr als verdoppelt. Dieses Preisniveau von rund 34 Dollar ist übrigens ein äußerst interessantes, war es doch von der fast vollständigen Abwesenheit spekulativer Engagements gekennzeichnet. Die großen Finanzinvestoren an den Rohstoffmärkten - darunter auch Goldman Sachs - hatten im Herbst und Winter 2008, also unmittelbar nach der Pleite von Lehman Brothers im September, ganz andere Sorgen und vor allem keine freie Liquidität für einen umfangreichen Eigenhandeln in zahlreichen Assetklassen. Viele Banken kündigten damals sogar an, man werde den Eigenhandel generell stark herunterfahren. Davon ist aktuell nicht mehr viel zu hören.

Zugegebenermaßen kam bei dem sehr niedrigen Preisniveau auch eine bereits absackende Nachfrage hinzu. Gleichwohl lassen die Fakten den Schluss zu, dass ein allein von Angebot und Nachfrage und nicht von spekulativen Engagements geprägter Ölpreis nicht sehr weit oberhalb von 34 Dollar liegen dürfte. Das aktuelle Niveau ist also im Wesentlichen das Ergebnis einer erneut umfangreichen Spekulation. Wenn es nach den Analysten von Goldman Sachs geht, setzt sich der Preisanstieg weiter fort. Bis Ende 2009 könnten 85 Dollar je Barrel erreicht werden, bis Ende 2010 gar 95 Dollar. Zur Begründung verweisen die Experten der US-Bank auf eine aus ihrer Sicht wahrscheinliche Rückkehr der Energieknappheit aufgrund steigender Nachfrage.

Selbst die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec), der man als Kartell der Förderländer sicherlich kein Interesse an sinkenden Preisen nachsagen kann, ist da deutlich zurückhaltender. Ihr Generalsekretär Abdullah El-Badri hat unlängst ein Niveau von 70 bis 75 Dollar per Ende dieses Jahres als vernünftig bezeichnet. Die meisten anderen Analysten verweisen zudem auf den nach wie vor sehr niedrigen Verbrauch, was weitere Preisanstiege aus fundamentaler Sicht eng begrenzen sollte.

Geflutete Finanzmärkte

Letztlich sind die Chancen aber doch recht hoch, dass das von Goldman beschriebene Szenario Realität wird. Das hängt aber weniger von fundamentalen Gegebenheiten ab, als vielmehr davon, ob die spekulativen Gelder den Markt weiter beherrschen. Danach sieht es gegenwärtig aus, weil die Finanzmärkte von den Notenbanken in einem noch nie dagewesenen Maße mit Liquidität geflutet wurden. Es gibt eigentlich nur eine Unbekannte in dem Spiel: Die US-Rohstoffbörsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission hat sich eine stärkere Kontrolle auch des außerbörslichen Derivatehandels vorgenommen. Ob dies aber zu der von der CFTC gewünschten Eindämmung exzessiver Spekulation führt, ist fraglich.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Dieter Kuckelkorn)

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