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Börsen-Zeitung: Boom and Bust

Archivmeldung vom 23.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zentralbankgeld-Wirtschaft" - so beschreibt Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer das gegenwärtige Wirtschaftssystem. Ein tolles System, zumindest auf den ersten Blick: Die Europäische Zentralbank (EZB) ersetzt das, was früher mal der Geldmarkt war und druckt Scheine, bis die Notenpressen glühen. Dank ihrer "dicken Bertha", wie EZB-Präsident Mario Draghi die Mittel der Notenbank im Kampf für mehr Wirtschaftswachstum nennt, floriert auch die deutsche Wirtschaft. Hierzulande wächst die Beschäftigung, und gleichzeitig sind laut OECD auch die Aussichten für die Weltwirtschaft nicht schlecht. Alles prima also, wären da nicht die Einkaufsmanagerindizes, die vor allem den Finanzmärkten am Donnerstag die Laune vermiesten. Der Deutsche Aktienindex Dax sauste innerhalb von Minuten um 100 Punkte in die Tiefe. Ist das gerechtfertigt?

Eigentlich waren die Daten gar nicht so dramatisch. Zwar zeigten Ökonomen reihenweise Enttäuschung ob der Umfragewerte. Aber selbst die negativ Gestimmten sprachen allenfalls von "einer milden Rezession" im Euroraum, Deutschland dürfte im ersten Quartal zumindest noch eine schwarze Null schreiben. Sorgenvoller schon der Blick nach Fernost: Hier fürchtet mancher Vorboten einer harten Landung Chinas. Aber so weit sind wir noch nicht. Vielmehr erleben wir, wie eine Zentralbankgeld-Wirtschaft funktioniert. Bei leicht positiven Nachrichten strömt billiges Geld in Risiko-Assets wie Aktien. Ein kleiner Schubser in die andere Richtung reicht da schon, und die Gegenbewegung ist ähnlich heftig. In den Handelsräumen der Banken mag damit das Spiel nervenaufreibender werden. Doch viel schlimmer ist: Für die produzierende Wirtschaft - nicht zuletzt den deutschen Mittelstand - wird die Planung dadurch immer schwieriger. Denn natürlich kann sich die Stimmung an den Finanzmärkten auch auf die sogenannte Realwirtschaft übertragen, vor allem angesichts der von der EZB induzierten Dauerniedrigstzinsen. Euphorie und Depression - Boom and Bust - sind die entscheidenden Kennzeichen der Zentralbankgeld-Wirtschaft.

Leider versteht EZB-Präsident Mario Draghi das nicht. Für ihn ist die Geldpolitik bereits dann stabilitätsorientiert, wenn die Inflationsrate nicht höher als 2% liegt. Zwar drohen wegen der ultraexpansiven EZB-Politik auch die Verbraucherpreise in der Zukunft rascher zu steigen. Aber bedeutender ist, dass die Flut an billiger Liquidität zu Verzerrungen und höherer Volatilität der Realwirtschaft führt. Stabilitätsorientierte Notenbanker sollte auch das beunruhigen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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