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Börsen-Zeitung: Der Dollar schlägt zurück

Archivmeldung vom 19.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kaum eine Finanzmarktgröße neigt dazu, so abrupt und gleichzeitig so heftig die Richtung zu wechseln wie der Dollar. Das bekommen dieser Tage diejenigen Marktteilnehmer schmerzhaft zu spüren, die sich mit Wetten gegen die US-Währung auf der sicheren Seite wähnten.

Denn es wurde - und wird - seitens der Notenbank der Vereinigten Staaten deutlich signalisiert, dass der US-Leitzins noch für einen längeren Zeitraum nahe der Nulllinie verharren wird. Gelder in Dollar aufzunehmen und in höhere Renditen abwerfende Anlageinstrumente zu investieren war vermeintlich eine sichere Bank.

Doch das viel zitierte "Free Lunch" bleibt nur ein Traum, dem das böse Erwachen folgt. Wie ein Kometeneinschlag wirkte der US-Arbeitsmarktbericht vom November, der mit einem beinahe zum Stillstand gekommenen Stellenabbau die Prognosen der Volkswirte über den Haufen warf. Seit dem Bericht wirkt die Gemeinschaftswährung wie ein in sich zusammenfallendes Kartenhaus. Unmittelbar vor dem Bericht mit 1,5140 fast noch auf einem Jahreshoch, sackte der Euro in nur zehn Handelstagen bis auf 1,4260 Dollar ab; ein Verlust von fast 6%. Seine Gewinne gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn sind damit auf kümmerliche 2% geschrumpft.

Der Kurseinbruch ist indes nicht nur darauf zurückzuführen, dass seither noch weitere US-Konjunkturdaten überraschende Stärkesignale ausgestrahlt haben, sondern auch auf die Schuldenprobleme europäischer Peripherie-Staaten. Die Herabstufung Griechenlands durch Fitch und zuletzt auch Standard&Poor's hat das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung empfindlich geschwächt. Zwar ist die wirtschaftliche Bedeutung Griechenlands überschaubar. Sein Bruttoinlandsprodukt entspricht nur 3% der Wirtschaftsleistung des Euroraums. Jedoch besteht die Befürchtung, dass Griechenland von den übrigen EWU-Staaten aus dem Schlamassel herausgeholt wird, womit fiskalische Laxheit honoriert würde, was bei anderen Staaten Begehrlichkeiten wecken könnte. Zudem werden Sparmaßnahmen zur Verbesserung der Haushaltslage angesichts der ohnehin bereits unzufriedenen und teilweise bereits aufsässigen griechischen Bevölkerung nur schwer durchzusetzen sein.

Es gibt aber noch gewichtigere Gründe, warum der Euro noch weiter unter der Peripherie-Problematik leiden könnte. Denn mit Spanien ist bereits ein wesentlich größeres Kaliber als Griechenland ins Visier der Ratingagenturen geraten. Zwar wurde die Bonität dieses Landes "nur" im Hinblick auf eine eventuelle Herabstufung auf den Prüfstand gestellt. Tatsächlich ist das Land aber bereits Opfer einer Herabstufung geworden, von der die Öffentlichkeit wenig Notiz genommen hat. Moody's hat nämlich kürzlich drei Regionen, darunter mit Katalonien das wirtschaftliche Zugpferd Spaniens, herabgestuft und vier weitere Regionen mit einem negativen Ausblick versehen. Die Dollar-Bullen haben damit gewichtige Gründe zu frohlocken. Jedoch muss noch abgewartet werden, ob sich die Erholung der US-Wirtschaft auch fortsetzt und damit die Grundlage für eine erste Zinserhöhung der Zentralbank Fed geschaffen wird. Das ist allerdings nicht der Hauptgrund, warum die Dollar-Bären die Flinte noch nicht ins Korn zu werfen brauchen. Die Entscheidung, ob der Dollar die Wende nach oben geschafft hat oder nicht, ist noch längst nicht gefallen. Der Hauptgrund für die Heftigkeit seiner Befestigung ist nämlich nicht fundamentaler, sondern technischer Natur.

Extreme Short-Positionen

Die weit verbreitete Auffassung, dass der US-Währung eine weitere, schwere Abwertung bevorsteht, hat zum Aufbau extremer Short-Positionen im Markt geführt. Es bedurfte nur eines Anlasses, um eine lawinenartige Eindeckungsbewegung loszutreten, zumal die Nähe zum Jahres-Ultimo Motivation genug bietet, Gewinne zu sichern. Ein Rückfall der US-Währung und ein Anstieg des Euro auf 1,60 Dollar oder höher, den nicht wenige Finanzinstitute erwarten, ist damit alles andere als bereits vom Tisch. Wenn der Effekt der Jahresend-Eindeckungen wegfällt, wird möglicherweise eine Gegenbewegung nach oben folgen. Sollten zudem die nächsten US-Daten, darunter insbesondere der Arbeitsmarktbericht vom Dezember, wieder enttäuschen, wird auch die Gegenbewegung heftig ausfallen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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