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Großaktionär ohne Wumms

Archivmeldung vom 07.07.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

In seiner Rolle als Eigentümer muss der Bund noch üben. Das Debakel an der Spitze der Commerzbank stiftet mehr Verwirrung, als es eine klare Linie des größten Aktionärs mit gut 15 Prozent Anteilen offenbart. Den überraschenden Rücktritt von Aufsichtsratsvorsitzendem Stefan Schmittmann und Vorstandschef Martin Zielke am Freitagabend flankierte das Bundesfinanzministerium mit "Bedauern". Es scheint so - oder es soll so scheinen -, dass der Bund mit den Spitzen von Aufsichtsrat und Vorstand weitergemacht hätte.

Die Commerzbank-Beteiligung liegt bei der Finanzagentur und damit in der Zuständigkeit von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Im Kontrollgremium der Bank ist der Bund mit zwei Aufsichtsräten vertreten. Gerade in diesen Zeiten, in denen namentlich Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Bundesbeteiligungen als heilbringenden Rettungsanker für krisengebeutelte Unternehmen anpreist, zeigt sich: Es ist nicht damit getan, dass der Bund eine Beteiligung eingeht. Er muss sie auch überzeugend managen. Dazu gehört, sich von einem Hedgefonds mit einem Bruchteil des eigenen Anteils nicht die Agenda diktieren zu lassen. So sieht es aus, als hätte Cerberus mit der öffentlichen Forderung nach einem radikalen Stellenabbau und einer neuen Spitze bei der Bank den Bund als Großaktionär vor sich her getrieben.

Die Commerzbank-Beteiligung des Bundes ist ein Krisenrelikt - aus der Finanzmarktkrise 2008/09. Der Ausstieg ist bislang nicht gelungen, obwohl das Engagement des Bundes befristet angelegt sein sollte. Spätestens nach den gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank 2019 war klar, dass der Großaktionär die schmerzhaften Einschnitte bei der Commerzbank begleiten muss. Die gebetsmühlenartig wiederholte Formel der Ministeriumssprecher in Berlin, zu einzelnen Unternehmen nehme die Bundesregierung keine Stellung, verkennt die Lage. Sie stimmt dann, wenn Unternehmen frei im Markt agieren. In der Rolle als Aktionär kann der Bund nicht so tun, als ginge ihn das alles nichts an.

Mag sein, dass Scholz erleichtert ist, dass es nun zu einem personellen Wechsel kommt, den er nicht vertreten muss. Aus SPD-Kreisen wird kolportiert, die Arbeitsplätze bei der Commerzbank müssten erhalten bleiben. Zurück bleibt aber der Eindruck eines weitgehend ungeordneten Wechsels an der Spitze zum Schaden der Bank. Wo bleibt das Vertrauen in einen Großaktionär, der Rettung verspricht, dessen Führung aber keinen Wumms hat?

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Angela Wefers

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