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Börsen-Zeitung: Regulator im Dilemma, Kommentar zu Krypto-Finanzierung

Archivmeldung vom 14.11.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Nun warnt - etwas spät - die europäische Wertpapieraufsicht ESMA vor Krypto-Finanzierungen, sogenannten Initial Coin Offerings (ICOs). Sie weist darauf hin, dass es sich bei der Aufnahme von Geldern von Investoren um eine Finanzdienstleistung handeln kann, die den einschlägigen Richtlinien und Verordnungen unterliegen würde - wie etwa Prospekt- und Dokumentationspflichten und Geldwäschestandards.

Bisher bewegen sich Krypto-Finanzierungen in einem nahezu unregulierten Bereich - Finanzexperten sprechen auch schon einmal von "Wildem Westen". Auch die US-Aufsicht CFTC hat bereits gesagt, dass es sich bei der Vergabe von digitalen Beteiligungsrechten - den Token oder Coins - im Grunde um Wertpapiergeschäfte handelt. Sehr wahrscheinlich wird die europäische Aufsicht ebenfalls in diese Richtung gehen.

Böse Zungen unken, ICOs seien im Aggregat kaum viel mehr als ein Ponzi-Schema, also ein Betrugsmodell. Mit digitalen Tauschwerten auf Basis einer schwer verständlichen Technologie - Blockchain oder Distributed Ledger - sollen ebenso schwer verständliche Projekte in ebensolchen Bereichen finanziert werden. Der Vorwurf lautet also: Der rasante Kursauftrieb von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sei nur Folge eines selbstreferenziellen Schwungrads, mit dem Anleger über den Tisch gezogen oder für illegale Machenschaften missbraucht werden. Dass die Aufsicht hier gegen Auswüchse einschreiten müsse, sei selbstverständlich - im Jahr vier nach dem ersten größeren ICO (Mastercoin) auch an der Zeit.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Aufsicht ist in einem Dilemma. Mal abgesehen von der Eigenverantwortung der Investoren - ICOs und Kryptowährungen haben Potenzial, Teile des Bankgeschäfts auf den Kopf zu stellen. Finanzierungen könnten ohne hohe Gebühren von Intermediären wie Investmentbanken durchgeführt werden, zudem viel schneller. Dies wäre zum Vorteil von Firmen und Investoren. Die Aufsicht muss daher genau überlegen, wie eng sie das regulatorische Korsett schnüren will, in dem ICOs künftig stattfinden sollen. Zudem ist sie als zentrale Behörde gefordert, weil ICOs über das Internet prinzipiell überall dezentral durchgeführt werden können und technologisch enorm wandelbar sind. Schon jetzt zeigt sich, wie unterschiedlich Aufseher weltweit Kryptowährungen beurteilen. Das lädt zu Regulierungsarbitrage ein. Es ist darum nötig, dass sich die Blockchain-Gemeinde selbst Wohlverhaltensstandards setzt, sie anwendet und damit mehr Vertrauen in eine sinnvolle, durchaus revolutionäre Technologie schafft.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dietegen Müller

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