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Neue Westfälische Bielefeld: Protest der Schüler und Studenten

Archivmeldung vom 21.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist ein europäischer Protest, es ist ein vernetzter Protest und es ist ein Protest, der noch lange nicht beendet sein dürfte. Mit dem von ihnen als Bildungsstreik bezeichneten Aktionen fordern Studenten wie Schüler ihr Recht auf Bildung ein.

Was wir in dieser Woche erlebten, ist keine Revolution und auch keine Studentenrevolte, sondern der schlichte Wunsch, einfach vernünftig lernen zu dürfen. Da geht es um große Dinge, wie eine Studienstrukturreform oder die Abschaffung der Studiengebühren oder ganz alltägliche, wie bei Vorlesungen oder Seminaren nicht auf dem Boden sitzen zu müssen oder das Anrecht auf Teilnahme per Losentscheid zu bekommen. Die Schüler wiederum klagen über den überhand nehmenden Leistungsdruck durch das Turbo-Abitur und den Ausleseprozess im deutschen Schulsystem. Erstaunlich und auch ein wenig lächerlich ist die plötzliche Einsicht der Politiker, von der Bundeskanzlerin bis hin zu den Wissenschaftsministern, dass die Bachelor-Studienreform verbesserungsbedürftig sei. Deren späte Betroffenheit macht die Studis betroffen: Sie fühlen sich schon seit Jahren verschaukelt. Die Bundesbildungsministerin schiebt die Schuld auf die Länder, die auf die Unis und die wiederum reichen sie zurück an die Länder. So etwas nennt man kollektive Verantwortungslosigkeit. Da beißt sich schlicht der Hund in den Schwanz. Das erklärt die Wucht des Protestes mancherorts, denn in einem System der Verantwortungslosigkeit kann man sich schnell mal die Zähne ausbeißen oder durchaus auch mal über die Stränge schlagen. Gleich durch zwei Roste droht der Protest zu fallen: Die Föderalismus- und die Autonomiefalle. Bei der Föderalismusreform haben sich die Länder nahezu die komplette Alleinzuständigkeit für die Bildungspolitik erstritten. Damit kann jedes Land seinen eigenen Murks veranstalten. Die Autonomiefalle macht die Dinge nicht leichter. Die Hochschulen haben zwar viel Entscheidungsspielraum bekommen, den aber können sie nur so weit nutzen wie Geld zur Verfügung steht. Das aber ist knapp. Nicht von ungefähr will keine Hochschule ernsthaft auf Studiengebühren verzichten. Deutschlands akademischer Nachwuchs muss sich dem europäischen Vergleich unter wettbewerbsverzerrenden Bedingungen stellen. Auffallend gering ist der Anteil am Bruttoinlandsprodukt, der für die Unis aufgewendet wird: 1,0 Prozent in Deutschland, 1,4 Prozent in der Schweiz und 1,5 Prozent in den Niederlanden. Weil das Geld nicht reicht, wird Druck gemacht. Schnell soll alles gehen, der Blick über den Tellerrand des eigenen Faches wäre zeitraubend und kostspielig. Kein Wunder, dass die Studierenden bei dieser Einengung um ihre berufliche Zukunft fürchten. Machen Politik und Hochschulen nicht flugs und gründlich ihre Hausaufgaben, stehen uns heiße Jahre an Schulen und Hochschulen bevor. Spätestens wenn zwei Abitur-Jahrgänge zur gleichen Zeit in die Hochschulen drängen, müssen den Lippenbekenntnissen Taten gefolgt sein. Die Uhr läuft.

Quelle: Neue Westfälische

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