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Systemrelevant

Archivmeldung vom 17.11.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Russland hat die Ukraine in dieser Woche wieder einmal mit einem barbarischen Bombardement überzogen. Der massivste Raketenangriff seit Kriegsbeginn zeigt vor allem, wie hemmungslos Wladimir Putin und Konsorten die ukrainische Zivilbevölkerung terrorisieren. Es lässt sich aber auch - an untergeordneter Stelle - eine weitere Lehre daraus ziehen: Das Rückgrat der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft eines Landes ist die Energieversorgung. Ohne Strom lässt sich die Moderne langfristig kaum aufrechterhalten, das nutzt Putin eiskalt aus. Energie ist systemrelevant.

Westliche Industrienationen müssen aktuell nicht fürchten, ihre Kraftwerke und Stromnetze im Raketenhagel untergehen zu sehen. Die russische Strategie führt aber vor Augen, dass Schutz dieser kritischen Infrastruktur wichtig ist. Derlei Bestrebungen sind auch in Friedenszeiten gefragt, und diese beginnen bereits bei einer maßvollen Unterstützung jener Industrie, die die Infrastruktur erfindet und bereitstellt.

Der Vorstandsvorsitzende von Siemens Energy, Christian Bruch, spricht natürlich pro domo, wenn er mehr politischen Rückenwind für seine Branche fordert. Aber sein Ansinnen ist auch volkswirtschaftlich begründbar. Denn Europa leidet langfristig Schaden, wenn die Hersteller von Windkraftanlagen ihren Kampf gegen andauernde Verluste aufgeben und damit chinesischen Anbietern das Feld überlassen - im Maschinenbau ist dies für die Firmen aus Fernost kein Selbstläufer, aber nicht unmöglich. Auch das neue US-Förderprogramm, das unter der Marke der Inflationsbekämpfung läuft, kann Investitionen und Kompetenz aus Europa abziehen. Brüssel sollte schnell ein Gegengift gegen Lockrufe von jenseits des Atlantiks finden. Dies ist über die Energieinfrastruktur hinaus erforderlich.

Es gilt zugleich: Politische Konjunkturen sind kurzlebig und wechselhaft. Siemens Energy muss sich auch am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Die Restrukturierungserfolge im Geschäft mit konventionellen Energiequellen zeigen, dass dies möglich ist. Der konzernweite Auftragsbestand von 100 Mrd. Euro ist gigantisch, er sichert rechnerisch den Umsatz von drei Jahren. Der Aktienkurs spiegelt dies trotz des jüngsten Rally nicht wider. Rechnet man die Anteile an Siemens Gamesa und Siemens Ltd. in Indien heraus, ist Siemens Energy umsonst zu kaufen. Es wird nicht ausreichen, das Geschäft den Großinvestoren besser zu erklären. Die Anleger wollen Gewinn, Dividende und einen Geschäftsverlauf ohne negative Überraschungen. Den Startschuss für eine Neubewertung könnte ein Abschied des Minderheitsaktionärs Siemens AG und ein neuer Ankeraktionär geben.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Michael Flämig

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